Ökologisches Trassenmanagement
Unsere Stromleitungen führen über weite Strecken durch offene Landschaften, Wälder und Wiesen. Sie sind das Rückgrat der Stromversorgung – und zugleich sind unsere Stromtrassen Lebensraum für zahlreiche Tier- sowie Pflanzenarten. Wir bei Amprion begreifen den Natur- und Umweltschutz als einen wichtigen Teil unserer gesellschaftlichen Verantwortung. Deshalb setzen wir bereits seit mehreren Jahrzehnten auf ein wirksames ökologisches Trassenmanagement (ÖTM).
Unser Ziel: einen sicheren Stromtransport zu gewährleisten und zugleich die Auswirkungen auf Natur und Landschaft zu minimieren sowie sinnvolle Biotopstrukturen im Bereich unserer Leitungen zu fördern. Die notwendigen Maßnahmen zur Trassenpflege richten wir deshalb konsequent nach ökologischen Gesichtspunkten aus – und unterstützen zudem lokale Arten- und Gebietsschutzprojekte. Damit nehmen wir eine Vorreiterrolle im Bereich des Natur- und Landschaftsschutzes ein.
"Ökologisches Trassenmanagement ist ein Trassenpflegekonzept für den sicheren Betrieb oberirdischer Leitungstrassen unter Berücksichtigung ökologischer Aspekte.
Ziele sind, in Absprache mit den Eigentümern, Behörden etc. an die jeweiligen Örtlichkeiten angepasste ökologisch sinnvolle Pflegemaßnahmen und Entwicklungsansätze. Diese schaffen stabile Biotopstrukturen, welche langfristig durch möglichst extensive Pflege unterhalten werden können.
Das Konzept vereint die Nachhaltigkeitsziele der Ökologie, Ökonomie und Gesellschaft, wodurch die Trassenpflege mit positiven Veränderungen für vorkommende Tier- und Pflanzenarten und das Landschaftsbild verbunden ist."
Grundsätze, Möglichkeiten und Grenzen des Ökologischen Trassenmanagements; Standpunkt der Übertragungsnetzbetreiber TenneT, 50Hertz, TransnetBW und Amprion; 2023
Trassenpflege früher und heute
Um zu verhindern, dass Bäume oder sonstige Gehölze zu nahe an die Leitungen heranwachsen, müssen diese Bereiche gepflegt werden. Hierbei unterscheiden wir zwei grundsätzliche Pflegearten: die konventionelle und die ökologische Trassenpflege.
FRÜHER: SELTEN UND INTENSIV
Früher wurden seltene, dafür aber intensive Pflegemaßnahmen durchgeführt. Dabei wurden die Bäume und Sträucher auf der Trasse vollständig entnommen – es entstand eine Schneise.
HEUTE: HÄUFIGER UND SCHONENDER
Um ausreichend Abstand zwischen den Leiterseilen und der Vegetation zu schaffen, greifen wir heutzutage häufiger ein. Dabei schneiden wir Bäume und Sträucher möglichst schonend und vorausschauend zurück. So können in waldquerenden Freileitungstrassen z. B. gestufte Waldrandstrukturen entstehen.
DAS GRUNDPRINZIP
Die Pflege unserer Trassen und der Schutz der Natur gehen bei uns Hand in Hand. Dabei folgen wir dem Grundsatz, Bäume und Sträucher so gezielt, schonend und vorausschauend wie möglich zurückzuschneiden. Grundsätzlich zielen unsere Pflegemaßnahmen darauf ab, einen ausreichenden Abstand zwischen Leiterseil und Vegetation zu schaffen. Deshalb entfernen wir schnellwüchsige Baum- und Straucharten und fördern langsam wachsende.
Wir berücksichtigen dabei auch räumliche Unterschiede. Am Rand des Schutzstreifens und in Mastnähe können Bäume und Sträucher deutlich höher wachsen als in der Spannfeldmitte, wodurch ein fließender Übergang zum angrenzenden Wirtschaftswald entstehen kann. Die gestuften, stabilen und strukturreichen Waldränder bieten abwechslungsreiche Lebensräume für eine Vielfalt von Arten.
Das Konzept ÖTM zeigt im Vergleich zur konventionellen Trassenpflege, dass sich Naturschutz und Leitungsbetrieb ergänzen. Mit den genannten Maßnahmen pflegen wir kontinuierlich und extensiv unsere Trassen, um nachhaltige Biotopstrukturen zu schaffen und die Biodiversität zu fördern. Auch entlang der Trassen, die Wälder durchqueren, sind wir mit unserem Pflegekonzept erfolgreich. So entstehen u.a. stabile und strukturreiche Waldränder, die Lebensräume für Tier- und Pflanzenarten bieten.
ÖTM-PLÄNE: ABGESTIMMT UND OPTIMIERT
Die Grundlage für die Realisierung dieses Konzepts bilden die sogenannten Ökologisches-Trassenmanagement-Pläne (ÖTM-Pläne), die für alle relevanten Leitungsabschnitte erstellt und regelmäßig aktualisiert werden. Die Flächen unserer Freileitungstrassen sind darin kartiert und Biotoptypen sowie Pflegeziele dargestellt. Darunter fallen auch Flächen, die Teil von Schutzgebieten sind. Die Planungen für die Trassenpflege, welche in Pflegeeinheiten unterteilt sind, erfolgen in jährlicher enger Abstimmung mit internen und externen Fachleuten wie zum Beispiel aus der Biologie, dem Naturschutz, dem Forst und den Behörden. Mit lokalen Verbänden und Grundstückseigentümer*innen treten wir individuell in den Dialog, um die Maßnahmen vor Ort abzustimmen und zu optimieren.
NACHHALTIGKEIT AUF DREI EBENEN
Wir verfolgen in der Trassenpflege bereits seit mehreren Jahrzehnten das Prinzip der Nachhaltigkeit auf folgenden drei Ebenen:
1. Ökologische Nachhaltigkeit
Die ökologische Nachhaltigkeit zielt darauf ab, natürliche Ressourcen zu schonen. Im Netzgebiet von Amprion sind sehr unterschiedliche Landschaften vorzufinden. Beim ökologischen Trassenmanagement werden diese in einem hohen Maß berücksichtigt: Obwohl Amprion nach standardisierten Pflegegrundsätzen arbeitet, werden die einzelnen Maßnahmen individuell an die jeweiligen örtlichen Gegebenheiten angepasst. So werden beim ÖTM großflächige Kahlschläge weitestgehend vermieden. Dadurch lassen sich Schäden an Ökosystemen vermeiden und stattdessen die Biodiversität über die Schaffung wertvoller Biotopstrukturen nachhaltig fördern.
2. Ökonomische Nachhaltigkeit
Die ökonomische Nachhaltigkeit fordert ein nachhaltiges Wirtschaften nicht nur mit begrenzten Ressourcen. Dies wird durch das ÖTM gefördert: Die gezielte Reduktion des Wuchstempos von Gehölzen, sofern technisch und ökologisch vertretbar, ermöglicht einen kosteneffizienten Pflegerhythmus.
3. Soziale Nachhaltigkeit
Die soziale Nachhaltigkeit stellt den Menschen in den Mittelpunkt. ÖTM kombiniert lokales Handeln und netzweites Denken: So werden bevorzugt lokale Pflegefirmen in der Trassenpflege bei Amprion eingesetzt. Diese sind essenziell für das ÖTM, weil sie die Begebenheiten und Besonderheiten vor Ort kennen und entsprechend handeln. Ebenfalls stimmen wir die Maßnahmen mit den Behörden und Naturschutzverbänden ab.