Dezentraler Netzbooster
Gemeinsam mit E.ON und LEW Verteilnetz (LVN) möchte Amprion in Schwaben einen Verbund aus Batteriemodulen an das Verteilnetz anschließen. Ziel ist es, Stromleitungen im Übertragungsnetz höher auszulasten und so die Kosten für das Engpassmanagement zu senken. Das Projekt ist als P510 Teil des Netzentwicklungsplans (NEP) 2037/2045 (2023), den die Bundesnetzagentur bestätigt hat.
WENIGER REDISPATCH DURCH SICHERHEITSPUFFER
Der Umbau des Energiesystems ist in vollem Gange. Dabei wird der Netzbetrieb zunehmend komplexer. Immer wieder müssen die Übertragungsnetzbetreiber die Stromerzeugung punktuell drosseln und an anderer Stelle erhöhen, um die Überlastung einzelner Leitungen zu vermeiden. Dieser so genannte Redispatch nimmt seit Jahren zu. Die Kosten dafür belaufen sich im deutschen Übertragungsnetz jedes Jahr auf mehrere Milliarden Euro – eine Belastung für unsere Volkswirtschaft.
Zusätzlich zum dringend erforderlichen Netzausbau braucht es deshalb schon kurzfristig Maßnahmen, um die Zahl der Redispatch-Maßnahmen im Übertragungsnetz zu reduzieren. Eine davon ist der sogenannte dezentrale Netzbooster. Der Verbund aus Batteriemodulen kann seine Leistung als zusätzlicher Sicherheitspuffer jederzeit bereitstellen. So kann die Schwelle, ab der Redispatch notwendig wird, höher angesetzt werden.
Das hat zwei Effekte: Zum einen können die Leitungen im Übertragungsnetz im Regelbetrieb höher ausgelastet werden. Zum anderen wirkt der Batterieverbund Leitungsengpässen entgegen – denn auf Anforderung von Amprion entlastet er das Stromnetz innerhalb von Sekunden, also schneller als konventionelle Kraftwerke es je könnten.
Als Standort für den dezentralen Netzbooster ist Bayerisch-Schwaben besonders gut geeignet, da gerade in Süddeutschland häufig für den Redispatch Kraftwerke hochgefahren werden müssen. Diese zumeist konventionellen Kraftwerke sollen dank des Netzboosters seltener gebraucht werden.
Die Funktionsweise des dezentralen Netzboosters erklären wir in diesem Video:
MODULARER AUFBAU IM VERTEILNETZ
Das Einzigartige an dem Vorhaben: Anstatt einer zentralen Anlage, die direkt im Übertragungsnetz angeschlossen wird, planen Amprion, E.ON und LVN, den Netzbooster auf fünf Standorte in Bayerisch-Schwaben aufzuteilen. Als Netzanschlusspunkte sind bestehende Umspannanlagen im LVN-Netzgebiet vorgesehen. Dieser modulare Ansatz verringert die Anschlusskosten, erhöht die Verfügbarkeit des Netzboosters und reduziert an den einzelnen Standorten die Eingriffe in die Landschaft.
Jedes Modul besteht aus mehreren Batterieeinheiten mit Schalt- und Steuerungstechnik. Insgesamt soll der dezentrale Netzbooster 250 Megawatt Leistung vorhalten.
Ausschreibung von Bau und Betrieb
Die Batteriespeicher sollen von externen Dienstleistern gebaut und betrieben werden und auf Anforderung der Systemführung von Amprion das Stromnetz entlasten.
Den Auftrag für den Bau und Betrieb der Batteriespeicher schreibt Amprion diskriminierungsfrei aus. Amprion gibt dabei neben den Netzanschlusspunkten auch das Abrufkonzept vor. Informationen zur Ausschreibung finden Sie hier.