Mit Rückenwind zu neuen Aufgaben
Die Energiewelt verändert sich – und damit die Aufgaben bei Amprion. Exemplarisch dafür steht der Offshore- Ausbau. Mit Peter Barth, Geschäftsführer der Amprion Offshore GmbH, sprachen wir über die Bedeutung der Offshore-Windkraft für Amprion und die Mitarbeitenden.
Amprion bringt ab 2028 Windenergie von der See an Land – ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Klimaneutralität. Wie sehr spüren Sie und Ihre Mitarbeitenden die Bedeutung der Projekte?
Peter Barth: Jede Megawattstunde aus erneuerbaren Energien senkt die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern. Dazu sollen die vier Offshore-Verbindungen entscheidend beitragen, die wir gerade planen und bauen. Die Bedeutung der Projekte motiviert uns ungemein. Auch weil die Arbeit für ein klimaneutrales Energiesystem bei Amprion auf echte Überzeugung trifft. Unsere Mitarbeitenden wollen etwas bewegen in Sachen Energiewende. Diese Haltung ist bei der täglichen Arbeit deutlich zu spüren.
Nach dem Spatenstich startete im Sommer auf Norderney die Bauphase für die ersten beiden Offshore-Anbindungssysteme. Wie lautet Ihr Fazit?
Endlich konnte die praktische Arbeit beginnen. Ein besonderer Moment nach drei Jahren intensiver Vorbereitungen – vor allem für die Kolleginnen und Kollegen vor Ort. Ihr Verdienst ist es auch, dass die erste Bauphase so erfolgreich lief. Danken müssen wir aber auch dem Wettergott. Denn im Sommer konnten die Arbeiten ohne größere witterungsbedingte Unterbrechungen stattfinden. Das war ein großes Glück. Der Bau ist nämlich auf nur wenige Wochen im Jahr begrenzt: Im Frühjahr brüten die Vögel, im Herbst machen die Stürme die Arbeiten unmöglich. Die Planung ist deshalb Präzisionsarbeit.
Jede Megawattstunde aus erneuerbaren Energien senkt die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern. Dazu sollen die vier Offshore-Verbindungen entscheidend beitragen, die wir gerade planen und bauen.
Dort arbeiten, wo andere Urlaub machen: Wie vereinbar waren die Baumaßnahmen mit der Urlaubszeit?
Auch hier lag der Schlüssel in einer genauen Planung. Weil das formelle Verfahren frühzeitig abgeschlossen war, errichteten wir schon im Winter die Baustellenfläche. Damit fand auch ein wesentlicher Teil der Materialtransporte außerhalb der touristischen Hauptsaison statt. Für den Sommer hieß das: Weniger Lärm für die Touristinnen und Touristen, mehr Zeit für die eigentlichen Baumaßnahmen. Dadurch konnten wir erstmals vier Bohrungen in nur einem Jahr durchführen. Die Folge war ein geringerer Gesamteingriff für die Insel. Ein echter Mehrwert für Mensch, Tier und Umwelt.
Die Arbeiten finden in einem Naturschutzgebiet statt. Wie berücksichtigen Sie das beim Bau?
Wir arbeiten in einem einzigartigen Nationalpark. Dessen sind wir uns bewusst und gehen so sorgfältig wie möglich vor. Zuallererst schont das kurze Bauzeitenfenster die Flora und Fauna. Beim Bau selbst gilt das Null-Einleitungsprinzip: Es gelangt nichts in die Natur, was dort nicht hingehört. Gegen den Lärm der Bohrungen hilft eine zehn Meter hohe Schallschutzwand. Bei den Bohrungen selbst setzen wir auf minimalinvasive Verfahren. Außerdem gleichen wir die Eingriffe an anderer Stelle aus – in diesem Fall mit der Renaturierung einer 19 Hektar großen Salzwiese im Norderland.
Wir arbeiten in einem einzigartigen Nationalpark. Dessen sind wir uns bewusst und gehen so sorgfältig wie möglich vor.
Und wie steht es um die Akzeptanz der Menschen vor Ort für das Projekt?
Auf Norderney haben wir eine besondere Situation. Unsere Projekte berühren nicht nur die Interessen der Bewohnerinnen und Bewohner, sondern auch die der Menschen, die auf der Insel Urlaub machen. Dies haben wir bei unserer Kommunikation vor Ort berücksichtigt – und Urlauberinnen und Urlauber zu unseren Informationsveranstaltungen eingeladen. Dabei haben wir erklärt, wer wir sind, warum die Leitungen nötig sind und auf welche Art und Weise wir die Arbeiten umsetzen. Auch dank dieser proaktiven und frühzeitigen Kommunikation vor Ort ist die allgemeine Akzeptanz groß.
Was kommt auf Sie und Ihr Team künftig noch alles zu?
Klar ist: Unsere Aufgaben werden nicht kleiner. Das schreckt uns aber nicht ab. Bereits in der Vergangenheit haben wir viel geschafft. Vor knapp vier Jahren sind wir mit einem kleinen Team gestartet. Heute arbeiten bereits mehr als 200 Menschen im Offshore-Bereich von Amprion. Auf ihr Know-how und ihren Einsatz kommt es an, wenn Mitte des Jahrzehnts der Bau der Konverterplattformen auf See beginnt. Dann geht es Schlag auf Schlag. Es folgen weitere Plattformen und Offshore-Leitungen – häufig laufen die Projekte auch parallel. Dafür brauchen wir weitere motivierte Menschen, die zum Energiesystem der Zukunft beitragen wollen.