Handlungsfeld Sicheres Stromsystem

Europa in Blau bei Nacht mit den Städten als leuchtenden Punkten
Zwei ineinander liegende Punkte in verschiedenen Schattierungen von Lila. Innerhalb des dunklen Kreises ein weißer, stilisierter Strommast.

Wir handeln im Interesse der europäischen Energiewende und sorgen für Systemsicherheit bei gleichzeitiger Integration der erneuerbaren Energien. Dafür treiben wir Innovationen voran und setzen auf Kooperationen. Wir engagieren uns für:

  • Netzumbau
  • Netz- und Systementwicklung
  • Systemsicherheit
  • Europäische Rahmenbedingungen
  • Kooperationen

Netzumbau

Amprion arbeitet an innovativen Lösungen, die den Wandel der Energiewelt ermöglichen und den Klimaschutz voranbringen. Um die steigenden Mengen an erneuerbaren Energien zu integrieren, entwickeln wir unsere Netzinfrastruktur weiter und treiben den Umbau im Rahmen unseres gesetzlichen Auftrags voran. Da wir dabei Ressourcen schonen und Eingriffe möglichst gering halten möchten, entscheiden wir nach dem NOVA-Prinzip, das der Gesetzgeber im Energiewirtschaftsgesetz angelegt hat: Netz-Optimierung vor -Verstärkung vor -Ausbau. Wir nutzen beispielsweise eine neue Generation an Leiterseilen – sogenannte Hochtemperatur-Leiterseile –, die mehr Strom transportieren können. Um den Stromtransport auch über größere Strecken effizient zu gestalten, setzen wir neue Technologien wie Gleichstrom-Übertragungssysteme ein. Damit lassen sich Stromflüsse besser regeln und führen auf langen Strecken zu geringeren Übertragungsverlusten.

Für die Dekarbonisierung insbesondere der Industrie ist es unerlässlich, Windenergie von der See an Land zu bringen und in die Verbrauchszentren zu transportieren. Daher ist Amprion auch im Bereich der Offshore-Netzanbindung aktiv.

 
 

Netz- und Systementwicklung

Bis spätestens 2050 soll das Energiesystem klimaneutral sein. Diesen Wandel gestaltet Amprion aktiv mit. In Zusammenarbeit mit den anderen deutschen Übertragungsnetzbetreibern erfüllen wir unsere im Energiewirtschaftsgesetz definierte Aufgabe, einen Netzentwicklungsplan auszuarbeiten, der einen langfristigen Blick auf das Energienetz wirft. Gleichzeitig beteiligen wir uns an der Erstellung kurzfristiger Szenarien beispielsweise zur Berechnung der erforderlichen Netzreserve für die Wintermonate im Auftrag der Bundesnetzagentur.

Jenseits der gesetzlich geforderten Szenarien erstellen wir weitere fundierte und umfassende Analysen. Dabei betrachten wir zum einen konkrete Fragestellungen zum Beispiel hinsichtlich des Kohleausstiegs bis 2030. Zum anderen berücksichtigen die Szenarien aber auch die systemische Ebene wie bei unserer  Systemvision 2050. Das Projekt zielt darauf ab, im gegenseitigen Austausch mit Politik, Wirtschaft und Gesellschaft die Anforderungen für ein klimaneutrales Energiesystem zu identifizieren und zu diskutieren. Ein weiterer Baustein zur Integration des Energiesystems ist der von Amprion im Jahr 2022 entwickelte Systemmarkt. Dabei handelt es sich um das Konzept eines neuen, integrierten und modular aufgebauten Marktdesigns.

Systemsicherheit

Das Foto zeigt die Hauptschaltleitung (HSL) der Amprion GmbH.  Im Hintergrund das Rückmeldebild, die Arbeitsplätze der Schalt-Ingenieure.

Rund um die Uhr überwachen und steuern Ingenieurinnen und Ingenieure von Amprion in der Hauptschaltleitung (HSL) in Brauweiler bei Köln Stromflüsse, Spannung und Frequenz im Übertragungsnetz. Durch Schaltmaßnahmen oder Eingriffe in Kraftwerksfahrplane lassen sich Stromflüsse regulieren. Strom aus erneuerbaren Energien wird – abhängig vom Wetter – stark schwankend erzeugt. Deshalb setzt Amprion in der Hauptschaltleitung auf verschiedene Arten künstlicher Intelligenz, um die Menge des eingespeisten Stroms für den nächsten Tag zu prognostizieren. Die Systemführung Brauweiler nimmt darüber hinaus übergreifende koordinierende Aufgaben sowohl für die vier deutschen Regelzonen als auch für das nordeuropäische Verbundnetz wahr. Durch den „Cross-Border Intraday Handel (XBID)“ ermöglichen wir beispielsweise den europäischen Marktteilnehmern den grenzüberschreitenden Intraday-Stromhandel. Um den Strom aus einspeisevergüteten Anlagen für erneuerbare Energien im Netzgebiet kostenoptimal und gesetzeskonform zu vermarkten, setzt Amprion seit Beginn des Jahres 2022 einen eigens entwickelten automatisierten Handelsalgorithmus (Auto-Trader) ein. Da im Zuge der Energiewende immer mehr Strom durch das grenzüberschreitende Netz fließt, gewinnt ein europäisches Engpass- und Frequenzhaltungsmanagement zunehmend an Bedeutung.

Europäische Rahmenbedingungen

Im Rahmen des Verbands Europäischer Übertragungsnetzbetreiber ( ENTSO-E) setzen wir uns für geeignete europäische Rahmenbedingungen für das Gelingen der Energiewende ein – gemeinsam mit 38 weiteren Übertragungsnetzbetreibern aus 35 Ländern. Das Amprion-Netz liegt im Zentrum Europas und ist daher Drehscheibe des europäischen Stromhandels. Unsere grenzüberschreitenden Stromleitungen – die sogenannten Interkonnektoren – nach Österreich, Frankreich, Belgien, Luxemburg und in die Schweiz verstärken wir und bauen sie aus. Dazu gehört beispielsweise ALEGrO, die erste direkte Stromverbindung zwischen Deutschland und Belgien.

Systemsicherheit bedarf europäischer Lösungen. Denn die grenzüberschreitenden Stromflüsse nehmen zu, genauso wie die Menge erneuerbarer Energien in den europäischen Netzen. Daher ist es wichtig, die steigenden und zugleich schwankenden Erzeugungsmengen aus Windkraft- und Solaranlagen auf europäischer Ebene besser zu steuern. Dafür arbeitet Amprion mit den europäischen Übertragungsnetzbetreibern in regionalen Sicherheitskooperationen wie der  TSO Security Cooperation zusammen.

Kooperationen

Die Komplexität des Energiesystems erfordert die enge Zusammenarbeit einer Vielzahl von Akteuren. Gemeinsam mit den Verteilnetzbetreibern entwickelt Amprion Lösungen, um dezentrale Stromerzeuger besser in unsere Systemführungsprozesse zu integrieren. Dies ist zugleich Gegenstand des Projekts  Connect+, in dem sich Verteil- und Übertragungsnetzbetreiber zusammengeschlossen haben. Mit E.ON, dem größten Verteilnetzbetreiber Deutschlands, kooperieren wir, um an der Schnittstelle zwischen Übertragungs- und Verteilnetz an einem klimafreundlichen und zukunftsfähigen Energiesystem zu arbeiten.

Auch mit Partnern aus der Wissenschaft wollen wir innovative Lösungen für die Energiewende entwickeln. Wir streben an, bis 2024 insgesamt fünf Kooperationsprojekte mit Forschungseinrichtungen abzuschließen. Gemeinsamt mit der TU Kaiserslautern haben wir bereits erprobt, wie der Netzwiederaufbau mit 100 Prozent erneuerbarer Energien funktionieren kann. Zudem beteiligen wir uns gemeinsam mit Übertragungs- und Verteilnetzbetreibern sowie Herstellern von Leitsystemen am Forschungsprojekt  InnoSys 2030. Dabei geht es unter anderem darum, Potenziale der sogenannten kurativen Systemführung zu erproben. Diese unterscheidet sich von der präventiven Systemführung hinsichtlich des Zeitpunktes, an dem ein Engpass behoben wird. So wird eine kurative Maßnahme erst dann aktiviert, wenn es tatsächlich zu einer Störung kommt. Das Bestandsnetz kann damit höher ausgelastet werden, zugleich sind die Kosten für das Engpassmanagement geringer. In einem Feldtest hat Amprion 2022 im eigenen Leitsystem kurative Maßnahmen abgebildet und erprobt.