Amprion richtet Planfeststellungsverfahren im NRW-Abschnitt für Höchstspannungsleitung neu aus
Das Planfeststellungsverfahren für den geplanten Neubau der 380-kV-Höchstspannungsleitung von Gütersloh bis zur NRW-Landesgrenze wird neu geordnet. Der südliche Abschnitt von Gütersloh bis Hesseln soll, wie bisher geplant, als Freileitung gebaut werden. Der nördliche Abschnitt von Hesseln bis zur Landesgrenze wird aus dem laufenden Verfahren herausgenommen und auf eine Erdkabeloption geprüft.
"Nach sorgfältiger und detaillierter Abwägung der verschiedenen fachlichen Argumente haben wir uns als Vorhabenträger dazu entschieden, das Verfahren im Abschnitt Gütersloh bis zur Umspannanlage Hesseln als Freileitung fortzuführen", erläutert Jörg Finke-Staubauch, Leiter der Genehmigung Nord bei Amprion.
Ostwestfalen-Lippe ist ein starker Wirtschaftsraum mit einer hohen Industriedichte. Um den wachsenden Energiebedarf in der Region auch in Zukunft verlässlich sicherzustellen und die Stromlast im Rahmen der Energiewende besser zu verteilen, muss die Netzstruktur in Ostwestfalen-Lippe modernisiert werden. "Aus dem Norden drängt immer mehr Windenergie in das Netz der Region, die über die Umspannanlagen in die Fläche weiterverteilt oder überregional weitergeleitet wird. Unser Auftrag ist es, die erzeugte Energie dorthin zu transportieren, wo sie benötigt wird", betont Finke-Staubach.
Die neue Ausrichtung des Verfahrens ist das Ergebnis einer intensiven Prüfung aller Randbedingungen entlang der Strecke. Grundsätzlich möchte Amprion die Erdverkabelung auf Wechselstromtrassen in Abschnitten, die sich technisch dafür eignen, erproben. Gleichzeitig soll ein zügiger Umbau des Netzes hin zu einer lastfähigen Netzstruktur erfolgen. Aus diesem Grund setzt Amprion das begonnene Verfahren im südlichen NRW-Abschnitt fort. So besteht die Möglichkeit, Erdkabeloptionen eingehend technisch und rechtlich zu prüfen und gleichzeitig den Netzbetrieb zuverlässig sicherzustellen.
Der Neubau der Stromleitung von Wehrendorf bis nach Gütersloh ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Umsetzung der Energiewende. "Wir dürfen den übergeordneten Zeitplan für dieses wichtige Projekt nicht aus den Augen verlieren", erklärt Katrin Schirrmacher, Leiterin der Projektkommunikation bei Amprion. Eine Teilerdverkabelung auf dem gesamten Projekt-Abschnitt in Nordrhein-Westfalen hätte nicht nur ein neues Verfahren zur Folge, sondern würde die Fertigstellung des gesamten Projektes um mehrere Jahre verzögern.
Der Erörterungstermin für den Abschnitt zwischen Gütersloh und Hesseln soll voraussichtlich im Herbst dieses Jahres stattfinden. Für den Abschnitt zwischen Hesseln und dem Punkt Königsholz wird das neue Verfahren ab Ende 2017 in die Wege geleitet.
Hintergrund
Amprion baut die bestehende 220-kV-Höchstspannungsfreileitung zu einer 380-kV-Verbindung von Wehrendorf nach Gütersloh um. Damit soll eine leistungsstarke Verbindung zwischen den Regionen Osnabrück und Ostwestfalen-Lippe geschaffen werden. Die Leitung ist im EnLAG als Maßnahme Nr. 16 verankert und wird insgesamt rund 70 Kilometer lang sein. Der Leitungsabschnitt in Nordrhein-Westfalen führt von der Landesgrenze über Borgholzhausen, Halle, Steinhagen und Bielefeld bis nach Gütersloh. Dieser Abschnitt ist rund 27 Kilometer lang und wurde bereits im Jahr 2014 vor der Erdkabel-Novelle beantragt. Mit der Anpassung des EnLAG Ende 2015 wurde dieses 380-kV-Drehstromprojekt als Pilotprojekt für Teilerdverkabelung eingestuft. Die Option auf Teilerdverkabelung kommt auf dem NRW-Abschnitt von der Umspannanlage Hesseln bis zur Landesgrenze nach Niedersachsen in die engere Betrachtung und wird einer Detailprüfung unterzogen. Dieser Abschnitt kann jedoch erst dann realisiert werden, wenn das Verfahren in Niedersachsen so weit fortgeschritten ist, dass der Übergabepunkt an der Landesgrenze feststeht.