Amprion sieht Einsparpotenziale von rund 92 Milliarden Euro beim Netzausbau
Amprion hat im Rahmen der Studie „Energiewende auf Kurs bringen machen“ von BCG und BDI die Netzplanung für die nächsten zehn Jahre kritisch überprüft. Das Szenario zeigt erhebliches Potenzial, die Kosten für den Netzausbau zu senken.
Amprion hat ein Netzausbau-Szenario für das Jahr 2035 berechnet, das im Vergleich zum Netzentwicklungsplan aus dem Jahr 2023 erhebliche Einsparpotentiale aufzeigt. Grundlage ist eine Studie, die die Boston Consulting Group (BCG) und der Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) durchgeführt haben. Amprion hält die Einsparungen für möglich, weil die Annahmen des Netzentwicklungsplans (NEP) aus dem Jahr 2023 sehr ambitioniert sind. So prognostizieren die bisherigen NEP-Szenarien eine Verdoppelung des Strombedarfs bis zum Jahr 2035 und annähernd eine Verdreifachung bis 2045.
Aktuelle Daten deuten jedoch darauf hin, dass die Nachfrage deutlich langsamer steigt, was einen direkten Einfluss auf den Ausbau der Erneuerbaren Energien und damit auch auf die Übertragungsnetze hat. So entwickelt sich die Elektrifizierung in den Bereichen Industrie, Verkehr und Wärme langsamer als bisher angenommen. „Die Ausbauziele müssen daher Schritt für Schritt an den tatsächlichen Bedarf angepasst werden. Wir brauchen eine Netzplanung, die diese Dynamik berücksichtigt und damit unnötige volkswirtschaftliche Kosten vermeidet“, sagte Dr. Christoph Müller, CEO von Amprion.
Das von Amprion betrachtete Szenario der BDI-Studie weist ein Einsparpotenzial von 92,1 Milliarden Euro für die Übertragungsnetze gegenüber dem aktuellen NEP für das Zieljahr 2037 auf. Dieses Einsparpotenzial resultiert hauptsächlich aus dem heute noch nicht absehbaren Bedarf an großen Offshore- und Onshore-Verbindungen. „Wir sollten uns auf die Netzinfrastruktur konzentrieren, die wir bis 2035 benötigen, um den Weg zur Klimaneutralität bis 2045 zu ebnen. Für die Folgejahre nach 2035 können wir flexiblere Szenarien schaffen“, ist Müller überzeugt. Langfristige Netzausbauprojekte bis zum Jahr 2045 sollten daher nicht vorschnell in Gesetze gegossen werden.
Die Fortschritte, die in der vergangenen Legislaturperiode bei der Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren erzielt wurden, ermöglichten eine zügigere Umsetzung und dadurch auch eine flexiblere Netzplanung. Durch das höhere Maß an Flexibilität könne man angemessen reagieren, sollten einige Einsparungen nur vorübergehend sein und nach 2035 doch für entsprechende Netzausbauprojekte notwendig werden, ergänzte der Amprion-CEO.
Die Studie des BDI geht davon aus, dass die Planungen für Klimaneutralität in vielen Sektoren über den aktuellen Bedarf hinaus gehen. Ein wesentlicher Faktor ist der Netzausbaubedarf. Die Bundesnetzagentur wird im Frühjahr dieses Jahres den neuen Szenariorahmen für den kommenden Netzentwicklungsplan veröffentlichen. „Dieser Prozess ist nun maßgeblich“, sagte Müller.
Klimaneutralität und Energieautarkie
Um die Kosten für die Energiewende zu begrenzen, fordert Amprion zudem einen politischen Diskurs darüber, inwieweit Deutschland energetisch autark sein möchte: „Im Netzentwicklungsplan verfolgen wir aktuell zwei zentrale Ziele: Klimaneutralität und Energieautarkie“, betonte Müller. Letztere sei jedoch nicht zwingend erforderlich, da Deutschland auch heute 70 Prozent seines Energiebedarfs importiere. Die BDI-Studie mache auch deutlich: „Sollten wir Wasserstoff zukünftig überwiegend importieren, könnten wir den Netzausbau erheblich reduzieren“, so Müller. Auch das führe zu Kostensenkungen für die Verbraucher.
- Die Details zum Netzausbau-Szenario finden Sie hier.
- Die komplette BDI-Studie finden Sie hier.
- Weitere Analysen von Amprion zum klimaneutralen Energiesystem finden Sie unter systemvision2050.de.