Amprion und Herrenknecht testen neues Bohrverfahren "E-Power Pipe" zur Verlegung von Höchstspannungskabeln
Die Amprion GmbH und die RWTH Aachen erproben gemeinsam mit dem Bohrspezialisten Herrenknecht ein neues Bohrverfahren für die grabenlose Verlegung von Erdkabeln. E-Power Pipe wird aktuell in Borken erstmals auf einer Baustelle getestet und soll künftig Geschwindigkeit und Präzision bei der Verlegung von Kabelprojekten mit bis zu rund 1.000 m langen Abschnitten verbessern.
Der Dortmunder Übertragungsnetzbetreiber will auf einem 300-Meter-Abschnitt der Leitungsverbindung von Wesel nach Meppen erste Erfahrungen mit der Technik sammeln. Im Rahmen des Pilotprojektes in Borken soll sich zeigen, bei welchen Projektrahmenbedingungen sich das Verfahren als Alternative zu den heute eingesetzten grabenlosen Verfahren eignet.
Ludger Meier, Leiter Betrieb und Projektierung bei Amprion, erläutert: "Die ersten Ergebnisse hier in Borken sind vielversprechend, zeigen jedoch noch weiteren Entwicklungsbedarf auf. Sobald die Technologie reibungslos funktioniert, ergänzt sie unseren Werkzeugkasten für die Kabelverlegung."
Amprion ist der erste deutsche Übertragungsnetzbetreiber, der eine Teilverkabelung auf der Höchstspannungsebene in Wechselstrom auf Basis des Energieleitungsausbaugesetzes (EnLAG) erprobt. In Nordrhein-Westfalen realisiert Amprion drei kürzere Kabelstrecken (ca. 3 bis 5 km) auf der 380-kV-Leitungsverbindung von Wesel nach Meppen. Diese Teilverkabelungsprojekte werden in unterschiedlichen offenen und geschlossenen Verlegetechniken durchgeführt.
Das in Borken eingesetzte, neu entwickelte Verfahren für die grabenlose Verlegung von Erdkabeln (AVNS-Maschinentechnik / E-Power Pipe-Verfahren) stellt eine Kombination und Weiterentwicklung bewährter Bohrtechnologien dar. Durch die Adaption verschiedener Steuer- und Navigationssysteme beispielsweise aus dem Rohrvortrieb arbeitet es mit hoher Präzision und kann bei vergleichsweise geringen Überdeckungen eingesetzt werden. Der geplante Streckenverlauf kann nahezu exakt eingehalten werden, was vor allen in der Höchstspannungskabeltechnik unerlässlich ist. Bis zu zwölf parallele Bohrungen sind auf engem Raum über mehr als einem Kilometer Länge erforderlich.
Dr. Marc Peters, Leiter Geschäftsbereich Energie, Herrenknecht AG: "Die neue grabenlose Bohrtechnik E-Power Pipe ist eine einzigartige Innovation. Sie schließt eine Lücke. Mit diesem gezielt entwickelten Verfahren können Erdkabel unter bestehenden Infrastrukturen wie Rohrleitungen, Straßen, Schienen oder kleineren Gewässern sicher und vor allem sehr schnell verlegt werden."