Amprion beauftragt Ludwig Freytag mit HDD-Bohrungen unter Norderney

Die Amprion Offshore GmbH hat ein weiteres Gewerk für die Projekte BalWin1 und BalWin2 vergeben: Die Unternehmensgruppe Ludwig Freytag wurde mit den Anlandungsbohrungen im Küstenmeer beauftragt. Das Unternehmen führt derzeit bereits die Bohrungen für DolWin4 und BorWin4 durch.

Die Offshore-Netzanbindungssysteme  BalWin1 und BalWin2 verbinden Nordsee-Windparks mit dem Übertragungsnetz an Land. Die Gleichstromkabel unterqueren aus der Nordsee kommend die Insel Norderney sowie den Küstenschutzdeich in Hilgenriedersiel. Für die ersten Bauleistungen im niedersächsischen Küstenmeer hat Amprion Ende 2022 ein privatwirtschaftliches Bieterverfahren gestartet und nun die Vergabeentscheidung getroffen: Die Ludwig Freytag GmbH & Co. KG aus Oldenburg erhält den Zuschlag für die Horizontalbohrungen zur Insel- und Deichquerung. Die Besonderheit dabei: BalWin1 und BalWin2 sind die ersten Offshore-Netzanbindungssysteme in der Leistungsklasse von 2 Gigawatt, die unter Norderney und dem Deich in Hilgenriedersiel verlegt werden.

Umweltschonende Verfahren im Nationalpark Wattenmeer

„Die Querungen der Insel Norderney und des Küstenschutzdeiches sind aufgrund der Vielzahl an HDD-Bohrungen sowohl technisch als auch umweltfachlich extrem herausfordernd“, so André Mathieu, zuständiger Projektleiter bei Amprion. „Wir freuen uns sehr, auch in Zukunft mit Ludwig Freytag arbeiten zu können. Als regionales Unternehmen kennt sich Ludwig Freytag bestens mit den Besonderheiten der Aufgabe aus. Die hohe Planungsqualität, das technische Knowhow sowie die positiven Erfahrungen bei den laufenden Projekten unter Norderney waren ausschlaggebend.“

Die Insel und der Deich werden im sogenannten HDD-Verfahren (Horizontal Directional Drilling) unterbohrt. Bei diesem Horizontalspülbohrverfahren werden in die Bohrkanäle Kabelschutzrohre eingezogen, in die anschließend die Energiekabel eingebracht werden. Insgesamt umfasst der Auftrag 18 Bohrungen und Kabelschutzrohranlagen für die Projekte BalWin1 und BalWin2, aufgeteilt in jeweils sechs Bohrungen von der Inselmitte Richtung Süden (im Jahr 2025), Richtung Norden (2026) sowie unter dem Deich an der Küste (2027). Diese große Anzahl an HDD-Bohrungen stellt für die Insel- und Deichquerung im Bereich Norderney ein Novum dar.

von links: Dr. Carsten Lehmköster (Geschäftsführer Amprion Offshore GmbH), Peter Barth (Geschäftsführer Amprion Offshore GmbH), Torsten Hadan (Kaufmännischer Geschäftsführer Ludwig Freytag GmbH & Co. KG) und Jens Watermülder (Bereichsleiter Erd- und Tiefbau Ludwig Freytag GmbH & Co. KG).

Die Unterzeichnenden, von links: Dr. Carsten Lehmköster (Geschäftsführer Amprion Offshore GmbH), Peter Barth (Geschäftsführer Amprion Offshore GmbH), Torsten Hadan (Kaufmännischer Geschäftsführer Ludwig Freytag GmbH & Co. KG) und Jens Watermülder (Bereichsleiter Erd- und Tiefbau Ludwig Freytag GmbH & Co. KG).

Bündelung ermöglicht Beschleunigung um mehrere Jahre

Für die Bauarbeiten nutzt Amprion ein behördlich festgelegtes Bauzeitfenster zwischen Mitte Juli und Ende September. Im Sinne der Eingriffsminimierung und Beschleunigung bündelt Amprion die Bohrungen für zwei Netzanbindungsprojekte. „Bereits bei den aktuell laufenden Bohrungen für  DolWin4 und BorWin4 hat sich dieses Vorgehen bewährt“, sagt Gesamtprojektleiter Christoph Evers. So konnte Amprion in einem Jahr vier anstatt der vorher üblichen zwei Bohrungen pro Bauzeitfenster durchführen. Nun kommen zwei weitere Bohrungen pro Jahr hinzu. Denn bei der neuen Leistungsklasse von 2 Gigawatt müssen drei anstatt der bisher zwei Kabel pro System verlegt werden. „Aufgrund der Beschleunigungsziele der Bundesregierung für die Offshore-Windenergie müssen wir die Projekte zwei beziehungsweise drei Jahre früher als ursprünglich geplant in Betrieb nehmen. Durch die Bündelung der Bohrungen kommen wir diesem Ziel einen wesentlichen Schritt näher.“

Die Offshore-Netzanbindungssysteme BalWin1 und BalWin2

Die beiden geplanten Offshore-Netzanbindungssysteme BalWin1 und BalWin2 verbinden Windparks in der Nordsee mit dem Übertragungsnetz an Land. Sie werden sowohl auf der Land- als auch auf der Seeseite größtenteils parallel zueinander installiert. Beide Projekte können jeweils eine Leistung von 2 Gigawatt übertragen. Das entspricht zusammen dem Bedarf von etwa 4 Millionen Menschen. Sie sollen 2029 und 2030 in Betrieb genommen werden. Von den Nordsee-Windparks aus verlaufen die Kabel zunächst 155 bzw. 165 Kilometer auf See. Sie unterqueren die Insel Norderney und erreichen im Bereich Hilgenriedersiel die Küste. Auf dem landseitigen Teil von BalWin1 und BalWin2 werden etwa 205 bzw. 215 Kilometer Erdkabel verlegt. Um zu ihren jeweiligen Netzverknüpfungspunkten in Wehrendorf (BalWin1) und Westerkappeln (BalWin2) zu gelangen, werden sich die Vorhaben auf dem letzten Teil der Strecke trennen.

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Stefan Sennekamp
Stefan Sennekamp
Projektsprecher Niedersachsen