Amprion beantragt Umfahrung für Riedlingen

Der Dortmunder Übertragungsnetzbetreiber Amprion hat sich entschieden und beantragt für das anstehende Planfeststellungsverfahren seiner Stromleitung zwischen Reutlingen und Herbertingen die Umfahrung zwischen Grüningen und Riedlingen. Neue Gutachten haben ergeben, dass die Bestandsleitung durch die Grüninger Siedlung für die zukünftigen Standards und Anforderungen technisch doch nicht mehr ausreicht.

Eine Amprion-Delegation hat dazu gestern zunächst Riedlingens Bürgermeister Marcus Schafft, danach Max Widmer als Vertreter des Ortschaftsrates aus Grüningen und anschließend die Vertreter der Bürgerinitiativen in persönlichen Gesprächen über diese Ergebnisse und die Entscheidung zur Antragstrasse sowie das weitere Vorgehen informiert.

Amprion-Sprecher Jörg Weber zur Begründung: "Unsere zuletzt in Auftrag gegebenen Gutachten haben ergeben, dass die rund 15 Jahre alten Masten und Leiterseile in der Grüninger Siedlung in Riedlingen doch nicht für die zukünftigen Aufgaben und Standards technisch ausreichend ausgelegt sind. Stattdessen ist ein kompletter Neubau erforderlich, weil die dortigen Bestandsmaste die heutige Amprion-Standardbeseilung statisch nicht mehr tragen können. Hinzu kommen höhere Wind- und Eislastanforderungen, für die diese Maste ebenfalls nicht mehr ausreichen."

Dünne Beseilung würde technisch ein Nadelöhr schaffen

Die gesamte Ersatzneubau-Strecke von Reutlingen bis Herbertingen wird in der sogenannten "dicken Standardbeseilung" mit einem größeren Leitungsquerschnitt umgesetzt, die auch eine höhere Übertragungskapazität hat. Mit der derzeit vorhandenen "dünnen Beseilung" in der Grüninger Siedlung würde man sich technisch ein Nadelöhr schaffen. Da die Strecke mit der geplanten Umrüstung insgesamt auf den technisch neuesten Stand gebracht werden soll und langfristig von der Übertragungskapazität ausreichen soll, ist es sinnvoll, auch in Riedlingen "dicke Beseilung" einzusetzen. Unter anderem vor dem Hintergrund eines möglichen Atomausstiegs in der Schweiz und in der Folge damit verbundener höherer Stromtransite auf dieser Strecke mache ein technisches Nadelöhr keinen Sinn.

Da in der Grüninger Siedlung somit ein Neubau erforderlich wäre, ist aus Sicht von Amprion nun die Umfahrungsvariante zwischen Riedlingen und Grüningen und der Neubau über landwirtschaftliche Fläche die vorzugswürdige Alternative und wird daher im Planfeststellungsverfahren beantragt. "Damit folgen wir der Forderung der Stadt Riedlingen zugunsten dieser Variante und lösen die Zerschneidung des Ortsbildes auf", ergänzt Jörg Weber. Bau- und Betriebsführung der neuen Leitung seien in der technischen Umsetzung auf den Ackerflächen deutlich einfacher, als in der Siedlung. Zudem erziele man eine Verbesserung beim Schutzgut Mensch, weil die neue Trassenführung zu beiden Siedlungsbereichen einen Abstand von 100 Metern und mehr einhalten kann.

Der Dortmunder Übertragungsnetzbetreiber Amprion plant die bestehende Freileitungsverbindung (derzeit ein 380.000 und ein 220.000-Volt-Stromkreis) von Reutlingen-Rommelsbach nach Herbertingen durch eine neue Leitung mit zwei 380-kV-Stromkreisen zu verstärken. Es handelt sich hierbei um das Vorhaben Nr. 24 aus dem Bundesbedarfsplan unter der Bezeichnung "Rommelsbach-Herbertingen". Dies bildet die gesetzliche Grundlage für das Projekt.

Die rund 61 Kilometer lange Leitung soll von Reutlingen, Metzingen, Eningen unter Achalm, St. Johann, über Münsingen, Hohenstein bis nach Hayingen, Zwiefalten, Riedlingen, Altheim, Ertingen und Herbertingen überwiegend in der vorhandenen 220/380-kV-Leitungstrasse verlaufen und die lokalen Umspannanlagen einbinden. Die bestehende Leitung wird abgebaut. Amprion investiert in diesen Teilabschnitt der Leitung Reutlingen-Herbertingen insgesamt gut 85 Millionen Euro.

Niklas Tenberge
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Niklas Tenberge
Projektsprecher