Amprion startet Testphase für neue Leiterseile
- Hochmoderne Leiterseile mit Karbon- und Keramikfaserkernen
- Rund vier Kilometer lange Teststrecke bei Hanekenfähr
- Umrüstung der Teststrecke für rund 1,5 Millionen Euro
Teststrecken kennt man sonst nur für Autos. Bei Hanekenfähr (Lingen) hat Amprion eine vier Kilometer lange Teststrecke für Leiterseile der neuesten Generation eingerichtet. Zwei neuartige Seiltypen wurden dort jetzt in Betrieb genommen, die ungefähr die doppelte Übertragungskapazität wie die herkömmlichen Leiterseile haben. Die Teststrecke kostet rund 1,5 Millionen Euro.
Die neuen Leiterseile haben einen Kern aus Karbon- oder Keramikfasern und in der Hülle Drähte aus besonders temperaturbeständigem Aluminium. Die heute gebräuchlichen Seile bestehen dagegen aus gewöhnlichem Aluminium mit einem Stahlkern. Je mehr Strom durch die Leitung fließt, desto stärker erwärmen sich die Leiterseile. Dabei dehnen sie sich aus und hängen dann tiefer durch. Bei 80 Grad Betriebstemperatur ist die Grenze der Belastbarkeit erreicht. Die jetzt bei Hanekenfähr getesteten Seile können bis zu 210 Grad heiß werden und dehnen sich dabei deutlich weniger stark. Dadurch lässt sich die Übertragungskapazität auf der Leitung merklich erhöhen.
Die beiden Testseile wurden zum ersten Mal in Europa als Zweierbündel verlegt, was deutlich höhere Anforderungen an die Montage stellt. Zwei Jahre soll der Testbetrieb dauern. Selbst bei einem erfolgreichen Verlauf ist allerdings nicht an einen flächendeckenden Einsatz zu denken. Denn die Seile kosten das Zehnfache einer Standardbeseilung. Sinnvoll kann es aber sein,die neuen Karbon- und Keramikseile dort einzusetzen, wo es Netzengpässe geben könnte.