Spatenstich für großen Baustein der Energiewende
Jetzt geht es richtig los: Die ersten Bagger rollen und die größte Baustelle des Dortmunder Übertragungsnetzbetreibers Amprion mit dem Ersatzneubau der Stromleitung Reutlingen-Herbertingen beginnt. In den nächsten zwei Jahren werden auf der 61 Kilometer langen Trasse 221 alte Maste demontiert und 181 neue Maste gebaut. In Zwiefalten-Sonderbuch auf der schwäbischen Alb hat am Freitag, 23. November, ein symbolischer Spatenstich den Auftakt der Bauarbeiten markiert.
Es geht darum, die alte Leitung aus den 20er-Jahren des letzten Jahrhunderts rückzubauen und durch neue Maste und Leiterseile zu ersetzen. Zukünftig führt die Verbindung zwei 380.000 Volt-Stromkreise, die dem Austausch von elektrischer Energie zwischen der Windkraft im Norden und den Verbrauchern und den Pumpspeicherkraftwerken in den Alpen dient. Somit stärkt die Leitung die regionale Versorgung und den überregionalen Transport und ist ein wichtiger Baustein der Energiewende. Amprion investiert dafür insgesamt rund 85 Millionen Euro.
Auch die aktuellen Planzahlen sind beachtlich: In den nächsten zwei Jahren werden auf der Trasse über 11.000 Tonnen Stahl, ebenso tausende Tonnen Fundament-Beton und rund 1500 Kilometer Aluminium-Leiterseil verbaut. Amprion-Projektleiter Klaus Ludwig: Drei Leitungsbaufirmen werden gleichzeitig in sechs verschiedenen Bau-Losen arbeiten. Die meisten Bauarbeiten finden in den warmen Monaten statt, weil wir die Leitungen jeweils im Winter wieder in Betrieb nehmen müssen.
Vier Maste werden als Industrie-Denkmal stehen bleiben
Bei dieser Leitungsverbindung, die in der Zeit der Weimarer Republik geplant und errichtet wurde, handelt es sich um eine innovative Pionierleistung im deutschen Übertragungsnetz. Sie hat bereits damals das rheinische Braunkohlerevier mit den Wasserspeichern in den Alpen verbunden, um Stromspitzen zwischen Erzeugung und Verbrauch untereinander auszugleichen. Außerdem ist die Leitung als eine der ersten in Deutschland in der höchsten Spannungsebene von 380.000 Volt in Betrieb genommen worden.
Um diese historische Bedeutung der Leitungsverbindung für künftige Generationen in Erinnerung zu behalten, bleiben als Besonderheit vier alte Maste als "erlebbares Industriedenkmal" auf einer Landesfläche in Eningen unter Achalm stehen. Das hat das Regierungspräsidium (RP) Tübingen im Dezember 2017 so festgelegt und mit dem Planfeststellungsbeschluss den Ersatzneubau zwischen Reutlingen-Rommelsbach und Herbertingen genehmigt.
Für den ersten Spatenstich mit Regierungsvizepräsident Dr. Utz Remlinger vom RP Tübingen ist ganz bewusst der Standort in Zwiefalten-Sonderbuch ausgewählt worden. Dr. Christoph Gehlen, Leiter Leitungsbau bei Amprion: Hier in Sonderbuch ist die Besonderheit gelungen, durch die Vermittlung von Bürgermeister Matthias Henne einhundert Prozent Zustimmung für den Leitungsbau und damit für eine neue Umfahrung um den Ort zu erreichen.
Zwiefaltens Bürgermeister Matthias Henne ergänzt: Mit ihrer offenen und transparenten Projektkommunikation haben Sie die Menschen in der Region bei diesem Vorhaben von Beginn an mitgenommen und frühzeitig beteiligt.
Und auch Regierungsvizepräsident Dr. Utz Remlinger bestätigt: Sie haben viele Hinweise bereits im Vorfeld geprüft und in das Verfahren mit aufgenommen. Dadurch haben sie quasi selbst den Grundstein für diesen erfolgreichen Projektverlauf gelegt.