Deutschland und Österreich: Engpassbewirtschaftung erfolgreich gestartet

Berlin, Bayreuth, Dortmund, Stuttgart, 1. Oktober 2018.
Heute ist das Engpassmanagement für den Stromhandel an der deutsch-österreichischen Grenze pünktlich und erfolgreich gestartet. Die vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz, Amprion, TenneT und TransnetBW hatten es auf Veranlassung der Bundesnetzagentur in engem Austausch mit den Marktparteien und Behörden in beiden Ländern sowie auf regionaler und europäischer Ebene vorbereitet.

Das Engpassmanagement sichert den Stromhandel an der deutsch-österreichischen Grenze und gleichzeitig die Netzstabilität und damit die Versorgungssicherheit in Deutschland und Österreich: Bislang gab es hier aufgrund der gemeinsamen Gebotszone einen uneingeschränkten Stromhandel. Dies führte zu Engpässen im stark belasteten Stromnetz, das mit umfangreichen Maßnahmen stabilisiert werden musste. Die Übertragungsnetzbetreiber erwarten eine deutliche Verbesserung der Engpasssituation zwischen Deutschland und Österreich und damit einhergehend eine Reduzierung der netzstabilisierenden Maßnahmen besonders an dieser Grenze sowie eine Entlastung benachbarter Übertragungsnetze vor allem in Polen und Tschechien. Dies könnte sich langfristig auch positiv auf die Netzentgelte und damit die Kosten für Stromverbraucher auswirken.

Das Engpassmanagement steht im Einklang mit den Zielen der Europäischen Network Codes. Entsprechend den Anforderungen der Regulierungsbehörde erhalten die Marktteilnehmer langfristige Übertragungskapazitäten in Höhe von mindestens 4,9 Gigawatt. Diese Kapazität wird entsprechend einer Vereinbarung der deutschen und österreichischen Regulierungsbehörden von dem österreichischen Übertragungsnetzbetreiber durch Kraftwerkskapazität für netzstabilisierende Maßnahmen gesichert. Sollte diese zeitweise nicht zur Verfügung stehen, wird die verfügbare Übertragungskapazität an der deutsch-österreichischen Grenze entsprechend gesenkt. Für den Start des Engpassmanagements wurden langfristige Übertragungskapazitäten bereits Mitte September erfolgreich auktioniert, auch die Allokation im Day-Ahead- und Intraday-Zeitbereich verlief problemlos. Die tägliche Berechnung der Kapazitäten wird in die regionale zentralwesteuropäische Kapazitätsberechnung eingebunden. Der Stromaustausch erfolgt über die sogenannte lastflussbasierte Marktkoppelung (flow based market coupling).

Hintergrund:

Deutschland und Österreich bildeten bislang eine gemeinsame Gebotszone im europäischen Strommarkt. Das Handelsvolumen zwischen beiden Ländern stieg in den letzten Jahren stetig. Da die physische Transportkapazität des Übertragungsnetzes jedoch begrenzt ist, führte dies zu einer Überlastung des Stromnetzes über viele Stunden im Jahr. In der Folge wurde der sichere Betrieb des Übertragungsnetzes in Deutschland, Österreich und weiteren Nachbarländern immer komplexer und netzstabilisierende Maßnahmen notwendig. Ende 2016 entschied die europäische Agentur für die Zusammenarbeit der Energieregulierungsbehörden (ACER), die gemeinsame Gebotszone zwischen Deutschland und Österreich aufzuteilen. Daraufhin beauftragte die Bundesnetzagentur die deutschen Übertragungsnetzbetreiber mit der Vorbereitung eines Engpassmanagements an der deutsch-österreichischen Grenze bis 2018. Im Frühjahr 2017 vereinbarten die deutschen und österreichischen Regulierungsbehörden die Höhe der langfristigen Übertragungskapazität und die Garantie von ausreichend gesicherter Kraftwerkskapazität für netzstabilisierende Maßnahmen durch den österreichischen Übertragungsnetzbetreiber.

Solveig Wright
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Solveig Wright
Pressesprecherin Amprion