Schlägt die Frequenz nach oben aus, passiert das Gegenteil: Einige Erzeuger speisen in wenigen Minuten voll ins Netz ein, während andere langsam herunterfahren – und es gibt für einige Minuten einen Stromüberschuss. Umgekehrt können auch Verbraucher solche kurzen Lücken verursachen, wenn sie schneller oder langsamer ihre Stromentnahme anpassen als die Erzeugungsanlagen, die den Strom liefern.
Frequenzabweichungen regeln: Aufgabe der Übertragungsnetzbetreiber
Das europäische Verbundnetz ist eines der größten zusammenhängenden Stromnetze der Welt. Bei den Frequenzabweichungen zum Stundenwechsel kommen daher Effekte aus ganz Europa zum Tragen, die zu einer Abweichung vom Richtwert 50 Hertz führen können. Dann ist es die Aufgabe der Übertragungsnetzbetreiber, die Netzfrequenz schnell und gezielt zu regeln. Ihr wichtigstes Instrument dafür ist die sogenannte Regelreserve . Dahinter verbergen sich ständig einsatzbereite Kraftwerke, die je nach vereinbarter Einsatzweise binnen 30 Sekunden, fünf oder 15 Minuten ihre Einspeisung erhöhen oder senken können – bis sich Einspeisung und Verbrauch wieder eingependelt haben.
Regelreserve für Notfälle
Zurzeit steht den Übertragungsnetzbetreibern genug Regelreserve zur Verfügung, um den Stundenwechsel zu puffern. Käme jedoch zum Zeitpunkt eines Stundenwechsels eine weitere größere Störung hinzu, die sich auf die Frequenz auswirkt, könnte die Reserve knapp werden.
Daher beobachten die europäischen Übertragungsnetzbetreiber die Frequenzabweichungen aktuell sehr genau. Gemeinsam erarbeiten sie Lösungen, um den unerwünschten Effekt zum Stundenwechsel abzumildern oder sogar ganz zu vermeiden. Eine Möglichkeit wäre es, den Stromhandel europaweit in Spannen von 15 Minuten zu ermöglichen – wie es unter anderem in Deutschland bereits gehandhabt wird. So würden sich die Kraftwerkseinsätze zum Stundenwechsel automatisch entzerren. Im Projekt Cross-Border Intraday (XBID) arbeiten die deutschen Übertragungsnetzbetreiber mit ihren europäischen Partnern daran, diesen Handel in 15-Minuten-Abständen in Europa möglich zu machen.