Herausforderung Kosten und Strombedarf
Eine der Kernfragen mit Blick auf die künftige Entwicklung lautet: Wie können der chemischen Industrie große Mengen an günstigem, erneuerbarem Strom zur Verfügung gestellt werden? Schlagt die Branche den „Technologiepfad“ ein, steigt der Strombedarf bis 2050 auf jährlich 224 TWh, was dem heutigen Stromverbrauch der gesamten Industrie hierzulande entspricht. Um Treibhausgasneutralität zu erreichen, wären bis 2050 rund 630 Terawattstunden zusätzlich im Jahr notwendig. Dies entspricht in etwa dem 1,2-fachen Gesamtbedarf Deutschlands, der 2018 bei 522 Terawattstunden lag.
„Es ist eine enorme Herausforderung, derart große Mengen erneuerbarer Energien zu produzieren und den Strom von den Erzeugungsstätten hin zu den Chemie-Verbundstandorten zu transportieren. Des Weiteren muss beachtet werden, dass die Industrie kontinuierlich Strom benötigt, während die Einspeisung der erneuerbaren Energien systembedingt fluktuiert“, sagt Hendrik Eggenstein, der die Chemieindustrie seitens des Customer Managements bei Amprion betreut. Bei C4C will Amprion deshalb mitarbeiten, um eine leistungsfähige Energieinfrastruktur für die nächsten Jahrzehnte mitaufzubauen.
„Die Roadmap Chemie 2050 geht von einem Strompreis von 4 ct/kWh aus, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Dies erscheint auf Basis der laufenden Investitionen in die gesamte Infrastruktur, zu der auch die Übertragungsnetze gehören, und der damit einhergehenden Kostenerhöhungen sehr niedrig“, so Eggenstein. Die dafür erforderlichen energiepolitischen Rahmenbedingungen werden die Teilnehmer im Rahmen der Plattform zukünftig intensiv diskutieren. Nach vorbereitenden Workshops im vergangenen Jahr sollen nun konkrete Handlungsempfehlungen und Konzepte – zu diesem und weiteren Themenschwerpunkten – erarbeitet werden. „Es gilt, einen realistischen Weg darzustellen und einen breiten Konsens der verschiedenen Interessengruppen zu finden, der den Klimaschutz, die Wirtschaftlichkeit, die Verfügbarkeit von Ressourcen und den Ausbau der Infrastruktur berücksichtigt“, fasst Eggenstein zusammen.