Im Takt mit Europa: Baltische Stromnetze sind synchronisiert
Als ENTSO-E-„Coordination Centre North“ hat der Übertragungsnetzbetreiber Amprion die Synchronisation von Lettland, Estland und Litauen in das kontinentaleuropäische Verbundnetz eng begleitet und koordinierend unterstützt. Sie ist am Sonntag um 13.05 Uhr vollzogen worden. Die baltischen Staaten sind damit aus der historischen Einbindung in das russische IPS/UPS-Verbundsystem der ehemaligen UdSSR herausgelöst.
Die Synchronisierung lief nach Plan, wie Dr. Christoph Schneiders, Leiter Operative Netz- und Systemführung bei Amprion, anschließend im Interview mit WDR 5 berichtete. Eine gewisse Anspannung gab es vorher durchaus, denn eine solche Synchronisation ist alles andere als alltäglich. Doch nun lässt sich festhalten: Das Baltikum ist "in one heartbeat with Europe", wie es der lettische Übertragungsnetzbetreiber auf den Punkt gebracht hat: Die Taktschläge des Baltikums und Kontinentaleuropas sind angeglichen.
Sechs Jahre Vorbereitung
Dr. Schneiders berichtete im Interview von den Hintergründen: Die drei baltischen Staaten hatten beschlossen, sich vom russischen Stromnetz zu trennen, an das sie zuvor angebunden waren, und sich mit dem kontinentaleuropäischen Netz zu verbinden. Das war keine unmittelbare Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Die Vorbereitungen hatten schon lange vorher, vor rund sechs Jahren, begonnen. Der Schritt dient aber natürlich dazu, sich weiter unabhängig von Russland zu machen. Unmittelbar beteiligt an der Synchronisation waren sowohl die baltischen Übertragungsnetzbetreiber, der polnische Übertragungsnetzbetreiber PSE als physikalische Verbindung zum Baltikum, Amprion als auch die russische Seite. Direkten Kontakt mit Russland hatte Amprion in seiner koordinierenden Rolle jedoch nicht – das übernahmen die Übertragungsnetzbetreiber der baltischen Staaten.
Technisch besteht sowohl bei einer Trennung als auch bei einer Synchronisierung die Herausforderung darin, dass beide Parteien dafür sorgen müssen, dass sich die jeweiligen Netze in Bezug auf die technischen Kenngrößen Spannung und Frequenz angleichen und die Netze in einem stabilen Zustand sind. So wurden die Leitungen zwischen den baltischen Staaten und Russland Schritt für Schritt abgetrennt und bei der Verbindung der baltischen Staaten mit dem kontinentaleuropäischen Netz Schritt für Schritt zugeschaltet.

Die ganze Prozedur war generalstabsmäßig vorbreitet, inklusive Notfallplänen für unvorhergesehene Ereignisse.
Dr. Christoph Schneiders
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Leiter Operative Netz- und Systemführung bei Amprion

Ein herzliches Willkommen an die Kolleginnen und Kollegen der baltischen Übertragungsnetzbetreiber.
Dr. Christoph Müller
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CEO von Amprion