Der Netzausbau in Deutschland soll noch schneller vorankommen. Die Bundesregierung hat eine Reihe von gesetzlichen Änderungen auf den Weg gebracht, die mehr Geschwindigkeit ermöglichen. Amprion nutzt sie, um den Netzausbau zu beschleunigen – und sieht noch mehr Potenzial.
Bis 2045 soll das Energiesystem in Deutschland klimaneutral sein. Damit das gelingt, müssen nicht nur die erneuerbaren Energien, sondern auch die Stromnetze deutlich ausgebaut werden. Nur so kann der grüne Strom künftig dorthin gelangen, wo er benötigt wird. Das gilt insbesondere für die leistungsstarken Gleichstromverbindungen, die Windstrom von der Nordseeküste in die Verbrauchszentren im Westen und Süden Deutschlands bringen. Sie sind als Erdkabel geplant.
Wenn alle Beteiligten – Politik, Hersteller und Netzbetreiber – die Beschleunigungspotenziale ausschöpfen, kann der Netzausbau eine ganz neue Geschwindigkeit aufnehmen.
Genehmigungsverfahren verschlanken
Damit diese Verbindungen schnellstmöglich in Betrieb gehen, hat der Gesetzgeber 2022 ein verschlanktes Genehmigungsverfahren für neue Vorhaben beschlossen und inzwischen auch auf bereits bestätigte Projekte ausgeweitet: Im sogenannten Präferenzraumverfahren suchen nicht mehr wie bisher die Netzbetreiber nach geeigneten Räumen, um die Kabel zu verlegen. Stattdessen entwickelt die Bundesnetzagentur als Genehmigungsbehörde einen fünf bis zehn Kilometer breiten Präferenzraum. Für die Netzbetreiber entfällt die zeitintensive Bundesfachplanung. Im nachfolgenden Planfeststellungsverfahren ermitteln sie den konkreten Trassenverlauf.
Amprion setzt auf das Präferenzraumverfahren
Amprion nutzt diese Möglichkeit nun für den geplanten Energiekorridor Rhein-Main-Link. Die Gleichstromverbindung soll Windstrom in das Rhein-Main-Gebiet und Südhessen bringen. Die Region hat wegen der dort ansässigen Industrie und einer hohen Bevölkerungsdichte einen besonders großen Energiebedarf. Zur weiteren Beschleunigung möchte Amprion außerdem die neuen gesetzlichen Regelungen der EU-Notfallverordnung anwenden, die die Vorgaben im Umwelt- und Artenschutz vereinfachen. Bereits bis zum 30. Juni 2024 will Amprion in das Planfeststellungsverfahren für den Rhein-Main-Link einsteigen. „Mithilfe der neuen Beschleunigungsmöglichkeiten gewinnen wir zwei Jahre“, sagt Jonas Knoop, Projektsprecher Rhein-Main-Link.
In Projekten schneller vorankommen
Es sind nicht die einzigen Möglichkeiten, um Tempo zu machen. Der Gesetzgeber hat ebenfalls neue Regelungen zum sogenannten vorzeitigen Baubeginn und zum Lärmschutz beschlossen. „Sie werden bereits in der Praxis umgesetzt und sorgen dafür, dass wir in einigen Projekten spürbar schneller vorankommen“, sagt Dr. Ingo Jürgens, Leiter Leitungsgenehmigungen und Naturschutz bei Amprion. Beispiel vorzeitiger Baubeginn: Bislang konnten Konflikte etwa mit Anwohner*innen in einzelnen Leitungsabschnitten das gesamte Projekt stark verzögern. „Nun können wir in unkritischen Abschnitten unter bestimmten Voraussetzungen mit dem Bau beginnen“, sagt Jürgens. Amprion gewinnt vor allem Flexibilität: Baumfällarbeiten etwa lassen sich auf Zeitfenster vorziehen, in denen sie erlaubt sind.
Beschleunigungspotenziale ausschöpfen
Um noch mehr Tempo zu machen, arbeitet Amprion an Technologiepartnerschaften mit Herstellern und treibt Innovationen voran. Darüber hinaus versucht das Unternehmen – wo immer es geht –, Netzausbauvorhaben zu bündeln. Das gilt auch für den Rhein-Main-Link: Der Energiekorridor soll vier Vorhaben bündeln, darunter zwei Offshore-Netzanbindungssysteme. Ein gemeinsames Genehmigungsverfahren ist schneller als vier separate – so die einfache Rechnung. „Wir nutzen jede Möglichkeit, die sich uns bietet“, sagt Amprion-CEO Dr. Hans-Jürgen Brick. „Wenn alle Beteiligten – Politik, Hersteller und Netzbetreiber – die Beschleunigungspotenziale ausschöpfen, kann der Netzausbau eine ganz neue Geschwindigkeit aufnehmen.“
Dialog bleibt wichtig
Das neue Tempo gehe bei Amprion nicht auf Kosten des Dialogs mit der Öffentlichkeit, betont Jonas Knoop, Projektsprecher Rhein-Main-Link. „Sobald ein Entwurf des Präferenzraums von der Bundesnetzagentur vorliegt, werden wir in den Regionen vor Ort über mögliche Leitungsverläufe informieren. Ein frühzeitiger und kontinuierlicher Dialog ist uns wichtig.“