Neue Kunden aus der Datenwelt

Netzplanung
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Das Bild zeigt einen Server- oder Netzwerkschrank mit zahlreichen bunten Kabeln, die an Ports angeschlossen sind. Die Kabel verlaufen in unterschiedlichen Richtungen und haben Farben wie Blau, Rot, Orange, Grün und Weiß. Die Anschlüsse sind an Metallbuchsen befestigt, und daneben leuchten mehrere grüne LED-Anzeigen, die auf aktive Verbindungen hinweisen. Die Szene vermittelt einen Eindruck von komplexer, technischer Infrastruktur, wie sie in Rechenzentren oder Serverräumen für Datenübertragung und Netzwerkbetrieb zu finden ist.
Rechenzentren entwickeln sich zu „stromintensiven“ Unternehmen. Die größten unter ihnen werden sich in Zukunft direkt beim Übertragungsnetzbetreiber anschließen. Für Amprion entsteht eine neue Kundengruppe.

Ob Unternehmen oder Haushalte – sehr viele Verbraucher in Deutschland beziehen ihren Strom grundsätzlich über die Leitungen eines Verteilernetzbetreibers. Es gibt nur wenige Ausnahmen: Verbraucher mit extrem hohem Strombedarf können sich direkt beim Übertragungsnetzbetreiber anschließen. Bei Amprion sind dies unter anderem Unternehmen aus der chemischen Industrie sowie Stahl- und Aluminiumproduzenten.

Demnächst könnte eine weitere Gruppe von „stromintensiven“ Netzkunden hinzukommen. Die Rede ist von Rechenzentren, die Server beherbergen, die wiederum mit Internetknoten verbunden sind. Ohne sie wären Videostreaming oder Cloudcomputing nicht möglich. Sie sind das Rückgrat der digitalen Gesellschaft. Entsprechend hoch ist ihr Strombedarf: „Ein großes Rechenzentrum benötigt eine Leistung von mehr als 100 Megawatt“, schätzt Stephan Morgenschweis, Leiter Customer Management bei Amprion. „Das entspricht ungefähr dem Bedarf eines Stahlwerks.“ In einigen Jahren könnte der Bedarf einzelner Rechenzentren bei bis zu 400 Megawatt liegen.

Kühlung kostet Strom

Da die Digitalisierung voranschreitet, steigt die Zahl der Rechenzentren. Sie brauchen Strom, um Daten zu verarbeiten und ihre Gerate zu kühlen. Nach einer Studie von eco, dem Verband der Internetwirtschaft, ist der Strombedarf von Rechenzentren in Europa von 2010 bis 2020 um 55 Prozent auf 87 Terawattstunden gestiegen. Bis 2030 wird er laut Schatzung bei 98 Terawattstunden liegen.

+55%
Energiebedarf

Der Rechenzentren in Europa

56
Terawattstunden

Strombedarf von Rechenzentren in Europa in 2010

87
Terawattstunden

Strombedarf von Rechenzentren in Europa in 2020

98
Terawattstunden

Strombedarf von Rechenzentren in Europa in 2030 (Prognose)

Für so große Verbraucher mit einer Wachstumsperspektive reichen die technischen Anlagen der Verteilernetzbetreiber meist nicht mehr aus. In diesem Fall bieten Übertragungsnetzbetreiber wie Amprion die Möglichkeit, Kunden mit sehr hohem Leistungsbedarf direkt an der Umspannanlage anzuschließen. Von dort führt eine eigene 110-Kilovolt-Leitung bis auf das Betriebsgelände. Dort, wo sich Rechenzentren im Verteilernetz anschließen, arbeitet Amprion mit den jeweiligen Verteilernetzbetreibern zusammen, damit an den Netzverknüpfungspunkten genügend Anschlusskapazität bereitgestellt werden kann.

Hotspot Frankfurt am Main

Für Amprion bedeuten die Rechenzentren wachsendes Geschäft. „Unsere neuen Kunden haben aber auch hohe Ansprüche an die Verfügbarkeit und Spannungsqualität“, sagt Stephan Morgenschweis. „Da sind wir mit unseren Anschlusskonzepten gefordert.“ Eine zuverlässige Stromversorgung ist für Rechenzentren schließlich lebenswichtig, um ihre Aufgaben für Wirtschaft und Gesellschaft wahrzunehmen.

Besonders im Großraum Frankfurt am Main treiben Rechenzentren den Strombedarf nach oben. „Für die Zeit bis 2028 und darüber hinaus haben wir dort Netzanschluss-Anfragen in Hohe von bis zu 3,5 Gigawatt Leistung erhalten. Sie sind zum großen Teil auf neue Rechenzentren zurückzuführen“, sagt Stephan Morgenschweis. Die angefragte Leistung entspricht ungefähr der Leistung von sieben mittelgroßen Offshore-Windparks.

Vom Meer zum Main

Die Netzplaner von Amprion bereiten sich auf die steigenden Bedarfe vor. Hinzu kommt, dass auch der Strom für die Rechenzentren künftig immer starker aus erneuerbaren Energiequellen stammen soll. Beispiel Frankfurt am Main: Vor allem Windparks in der Nordsee werden den grünen Strom für die „Hauptstadt des Internets“ liefern. „Wir sind deshalb dabei, das Netz an zahlreichen Stellen zu verstärken und auszubauen“, sagt Dr. Armin Braun, Leiter der Asset Planung bei Amprion.

Um Windstrom von der Nordsee nach Frankfurt am Main zu transportieren, braucht es nicht nur Anbindungssysteme, mit deren Hilfe die Windparks an das Übertragungsnetz angeschlossen werden. Auch wichtige Stromverbindungen in Nordrhein-Westfalen und in Hessen werden verstärkt, um die Transportkapazitäten zu erhöhen. Zudem verfolgt Amprion im Frankfurter Raum rund ein Dutzend Projekte, um die Region bei steigendem Bedarf mit immer „grüner“ werdendem Strom versorgen zu können.