Archäologische Funde beim Trassenbau

Netzplanung
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Blick auf die Ausgrabungsstätte. Im Hintergrund ein Bagger.
Archäologische Untersuchungen im Vorfeld von Leitungsbauprojekten fördern oft Spannendes zu Tage. Beim ALEGrO-Projekt hat das Expert*innenteam besonders viele Fundstücke ausgegraben.

Video: Archäologische Funde an der deutsch-belgischen Strombrücke ALEGrO

Für die Genehmigung einer neuen Stromleitung gehört es dazu, dass die Übertragungsnetzbetreiber vor Baubeginn nach Bodendenkmälern suchen. Das können Siedlungsspuren, Fossilien oder andere im Boden verborgene Zeugnisse der Kultur- oder Erdgeschichte sein. Sie werden vom Denkmalschutzgesetz geschützt. Wie umfangreich die archäologische Untersuchung des Bodens ausfällt, hängt von der historischen Bedeutung der jeweiligen Region ab, in der gebaut wird. Nicht immer sind die Maßnahmen so breit angelegt wie im Fall von ALEGrO. Denn in der deutsch-belgischen Grenzregion, wo die Strombrücke die beiden Nachbarländer verbindet, haben nicht nur die alten Römer und zwei Weltkriege ihre Spuren hinterlassen.

Ausgehend von den Vorgaben im Denkmalschutzgesetz hat ein Fachgutachter deshalb einen sehr umfangreichen, sogenannten „Bodendenkmalpflegerischen Fachbeitrag“ für das ALEGrO-Projekt erstellt. Er beschreibt die archäologischen Informationen und die vom Bodendenkmalamt festgelegten Sicherungsmaßnahmen, die Amprion berücksichtigen musste, um die Bodendenkmäler entlang der Trasse zu erfassen.

Ein Archäologe in einer Ausgrabungsstätte. Er trägt PSA.

Entdecken und bewahren

Nachdem der Kampfmittelräumdienst die ALEGrO-Trasse zunächst auf Reste aus den Weltkriegen abgesucht hatte, startete das Projektteam die archäologischen Untersuchungen. Dafür arbeitet Amprion mit Expert*innen zusammen. Die Kolleg*innen der beauftragten Firma Goldschmidt Archäologie und Denkmalpflege haben die gesamte Trasse unter die Lupe genommen und mehr als 20 Kilometer mit Ausgrabungen begleitet– so viel Fläche, wie in bislang wohl noch keinem Netzausbauprojekt. Dabei haben sie über 10.000 Funde zu Tage gefördert. Sie fanden römische und jungsteinzeitliche Siedlungsspuren, Keramiken und Steinartefakte genauso wie Militärschrott aus dem zweiten Weltkrieg.

„Die Region rund um Aachen hat eine lange, bewegte Vergangenheit – deshalb haben die archäologischen Untersuchungen hier auch eine besondere Vielfalt an Fundorten und Fundstücken aus verschiedenen Jahrtausenden ans Licht gebracht“, sagt Matthias Schmale, der die Maßnahmen bei Amprion mitbetreut hat. „Der Zeit- und Koordinationsaufwand der Baubegleitung war entsprechend hoch, aber die Funde geben einen spannenden Einblick in die Geschichte, den wir so einfangen und bewahren konnten.“

Amprion und der belgische Übertragungsnetzbetreiber Elia haben ALEGrO im November 2020 in Betrieb genommen. Die Fundstücke, die auf deutscher Seite ausgegraben wurden, werden von den Archäologinnen und Archäologen ausgewertet, katalogisiert und anschließend im Magazin des Rheinischen Landesmuseums archiviert.