Gleichspannungserdkabel an Land
Eine technische Option zur Erdverkabelung von Stromverbindungen ist der Einsatz von Gleichspannung. Entscheidend für die Integration von Gleichspannungserdkabeln in unserem Netz sind die Gesetze der Physik - insbesondere die Kapazität - und unser Grundsatz: Die hohe Verfügbarkeit und Sicherheit des Übertragungsnetzes darf durch die neue Technologie nicht beeinträchtigt werden. Die wichtigsten Fakten zu Gleichspannungserdkabeln auf einen Blick:
Gleichspannung
- Die Spannung ist zeitlich konstant.
- Zwischen den einzelnen Spannungsebenen sind aufwendige Umrichter erforderlich (Konverter).
- Eignet sich vor allem für die elektrische Übertragung höherer Leistungen über große Entfernungen von Punkt zu Punkt
Gleichspannungserdkabel
- Benötigt im Betrieb keine Blindleistung (einmalige Ladeleistung beim Einschalten)
- Längere Kabelstrecken sind möglich.
Kapazität von Gleichspannungskabeln
Damit ein Gleichspannungskabel Leistung transportieren kann, muss seine Kapazität aufgeladen werden. Techniker sprechen hier von der sogenannten Blindleistung. Dazu wird das Kabel unter Gleichspannung gesetzt.
Veranschaulicht werden kann dieser Vorgang am Modell eines Wasserschlauches. Allerdings sind bei diesem Wasserschlauch die Wände nicht glatt, sondern bestehen aus Taschen. Pumpt man nun von einer Seite Wasser hinein, so füllen sich zunächst die Taschen.
Sind die Taschen alle gefüllt, so kommt das Wasser, das an der einen Seite hereingepumpt wird, an der anderen Seite auch wieder heraus – man kann es nutzen. Ähnlich verhält es sich bei Gleichspannungskabeln: Ist die Kapazität des Kabels aufgeladen, kann elektrische Energie transportiert werden.
Der große Vorteil der Gleichspannung: Weil die Spannung gleich bleibt, braucht man die Kapazität des Kabels nur einmal aufzuladen. Das Füllen der Taschen mit „Blindleistung" findet also nur beim Einschalten statt.
So kann ein Gleichspannungserdkabel über mehrere hundert Kilometer elektrische Energie transportieren.
Erfahrungen mit Gleichspannungskabeln
Bislang finden Gleichspannungskabel vor allem auf See Verwendung. So wird die Technik beispielsweise in der Nordsee verwendet, um große und von der Küste weit entfernte Offshore-Windparks mit dem Onshore-Netz zu verbinden. Bei der Verlegung an Land sind Gleichspannungserdkabel bislang dort zum Einsatz gekommen, wo Windkraftanlagen auf See über sogenannte Punkt-zu-Punkt-Verbindungen an das Übertragungsnetz weiter im Landesinneren angeschlossen werden. Durch die gesetzlichen Rahmenbedingungen zum Bau der Energie-Korridore von der Küste in den Süden Deutschlands werden Gleichspannungserdkabel künftig vermehrt Einzug ins Übertragungsnetz halten.
Gleichspannung: Ohne Konverter geht es nicht
Gleichspannungskabel benötigen sowohl am Anfangs- als auch am Endpunkt Konverter-Stationen. Sie wandeln Gleich- in Wechselspannung um und umgekehrt.
Die Konverter bestehen aus Transistoren, Dioden, Kondensatoren und Spulen. Um diese Bauteile und die zugehörige Steuerungselektronik vor Wind und Wetter zu schützen, bringen wir alle Komponenten in einer Halle unter. Konverter in den Größenordnungen, wie sie im Höchstspannungsnetz erforderlich werden, sind Hightech-Anlagen – und dementsprechend kostenintensiv. Sie bieten uns jedoch entscheidende Vorteile: Neben der Umwandlung von Gleich- und Wechselspannung können wir damit die Netzspannung stabilisieren und regulieren.