In Deutschland tragen verschiedene Akteure zu einer sicheren Stromversorgung bei. Erfahren Sie hier, was die Übertragungsnetzbetreiber für ein stabiles Stromnetz leisten.
Was ist ein Übertragungsnetz? Was ein Verteilnetz?
Das Übertragungsnetz lässt sich mit Autobahnen der Stromversorgung vergleichen: Es verbindet die Regionen in Europa und Deutschland untereinander, nimmt große Mengen elektrischer Energie von großen Erzeugungsanlagen auf und transportiert sie über weite Strecken. Die Verteilnetze ähneln dem Straßennetz aus Landes- und Kreisstraßen. Sie beziehen die elektrische Energie unter anderem aus dem Übertragungsnetz und verteilen sie weiter an Stadtwerke und größere Industrieunternehmen. Für den sicheren Netzbetrieb auf den unterschiedlichen Netzebenen sind unterschiedliche Netzbetreiber verantwortlich.
Was ist die Aufgabe der Übertragungsnetzbetreiber?
In Deutschland gibt es vier Übertragungsnetzbetreiber. Amprion ist einer von ihnen. Die Übertragungsnetzbetreiber sorgen seit Jahrzehnten dafür, dass unser Stromnetz sicher und stabil arbeitet und dass jeder Betrieb und jeder Haushalt den Strom aus dem Netz entnehmen kann – so viel er braucht und wenn er ihn braucht. Die Übertragungsnetzbetreiber halten Stromerzeugung und Stromverbrauch im Gleichgewicht und bewahren Leitungen vor Überlastungen. Sie verfügen über Instrumente, um selbst angespannte Situationen und Engpässe zu bereinigen und das Netz stabil zu halten.
Was tun die Übertragungsnetzbetreiber im Fall einer drohenden Stromunterdeckung?
Die Übertragungsnetzbetreiber beobachten rund um die Uhr verschiedene Faktoren, die Einfluss auf den Netzbetrieb haben. Dazu gehören u.a. das Wetter, die Verfügbarkeit von Kraftwerken im In- und Ausland, der prognostizierte Verbrauch, die Einspeisung aus erneuerbaren Energien und den Lastflüssen, die sich im Netz ausbilden. So wird jede Stunde bereits eine Woche vorher genau untersucht und bis zur Echtzeit immer wieder mit verschiedensten Sicherheitsrechnungen abgebildet. Sollte sich aus dieser Beobachtung und Analyse heraus eine Stromunterdeckung abzeichnen, werden verschiedene Maßnahmen ergriffen, um das Problem bereits im Vorfeld auszuräumen. Dazu gehört zum Beispiel die Anforderung von Reservekraftwerken oder Kapazitäten aus dem benachbarten Ausland. Sollten alle verfügbaren Mittel nicht greifen, müssen die Systemführungen der Übertragungsnetzbetreiber in letzter Konsequenz Lastabschaltungen anweisen.
Wer entscheidet, wo und wie lange der Strom abgeschaltet wird?
Bei einer kontrollierten Lastabschaltung aufgrund einer Stromunterdeckung teilen die Übertragungsnetzbetreiber den unterlagerten Verteilnetzbetreibern mit, für welchen Zeitraum eine Lastabschaltung vorbereitet und wieviel eingespart werden soll. Die Verteilnetzbetreiber wiederum legen eigenständig fest, welche Teile ihres Netzes sie abschalten, um die angeforderten Einsparungen zu erreichen.
Wie tragen die Übertragungsnetzbetreiber dazu bei, dass es gar nicht erst soweit kommt?
Sie arbeiten mit Hochdruck daran, ihre Netze noch leistungsfähiger zu machen und alle vorhandenen Potenziale zu nutzen. Dazu gehört beispielsweise der witterungsabhängige Freileitungsbetrieb: Unter bestimmten Bedingungen können sie dabei ihre Netze höher auslasten und die Transportkapazität steigern. Darüber hinaus befinden sich die deutschen Übertragungsnetzbetreiber im engen Austausch mit ihren Kolleg*innen in den Nachbarländern sowie mit großen Industriekunden, um möglichst verbindliche Absprachen für den Winter zu treffen. Direkt nach der von der Bundesregierung in Auftrag gegebenen 2. Sonderanalyse haben die Übertragungsnetzbetreiber unter anderem empfohlen, mit Blick auf den Winter alle vorhandenen Reserven breiter nutzbar zu machen und die Rückkehr der Kohlekraftwerke in den Strommarkt zu erleichtern.