Auf dem ersten „NetzForum Industrie“ bringt Amprion Anfang September Unternehmen, Politik, Bundesnetzagentur und Netzbetreiber zusammen – ganz im Sinne des Marken-Claims „Amprion verbindet“. Es geht um ein Megathema der Industrie: die Dekarbonisierung der Produktion – und was sie für Strom- und Gasnetze bedeutet.

Amprion und die Industrie – das ist eine besondere Beziehung. Kein anderer Übertragungsnetzbetreiber habe in seinem Netzgebiet einen ähnlich hohen Industrieanteil, macht Dr. Hans-Jürgen Brick zu Beginn des ersten „NetzForums Industrie“ von Amprion deutlich. Daraus erwachse „die Verantwortung, unsere Kunden bei ihren Themen zu unterstützen und hierfür über die notwendigen politischen und regulatorischen Rahmenbedingungen zu diskutieren“, sagt der Vorsitzende der Amprion-Geschäftsführung Anfang September vor 160 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Die Veranstaltung findet in „hybrider“ Form statt: Vor Ort in Bonn sprechen die Referenten, die Teilnehmer sind per Live-Stream zugeschaltet.

Das Ziel: eine klimaneutrale Industrie

Das Bild zeigt vier Männer in einem modernen Konferenzraum oder Veranstaltungsbereich, die hinter weißen Rednerpulten stehen. Jedes Pult ist mit dem Logo von Amprion versehen. Die Bühne ist professionell gestaltet, mit einem Hintergrund aus violetten und blauen Farbtönen sowie stimmungsvoller Beleuchtung. Die Männer tragen Business-Kleidung, bestehend aus Anzügen oder Jacken, und sind in ein Gespräch oder eine Diskussion vertieft. Der Raum ist gut ausgeleuchtet, und im Hintergrund sind große Fenster mit Vorhängen zu sehen, die Tageslicht hereinlassen.

Wie gelingt der Umbau der Industrie? Vertreter des Landes NRW, von thyssenkrupp Steel und BASF im Gespräch

Sie alle beschäftigt der Umbau der Industrie hin zu klimaneutraler Produktion. Experten sprechen von „Dekarbonisierung“. Gemeint ist die Abkehr von Prozessen, durch die das klimaschädliche Kohlendioxyd freigesetzt wird. Dies geschieht etwa dadurch, dass fossile Energieträger wie Kohle, Öl und Gas verbrannt werden, um Wärme zu erzeugen. „Grüner“ Strom aus erneuerbaren Energien soll an ihre Stelle treten – oder grüner Wasserstoff, der in sogenannten Elektrolyseuren aus grünem Strom gewonnen wird. „Dekarbonisierung ist eines der Megathemen dieses Jahrzehnts für die Industrie“, sagt Stephan Morgenschweis, Leiter des Customer Managements von Amprion. Sein Team hat das erste Industrieforum organisiert.

Dort bringt Amprion Unternehmen, Politik, Bundesnetzagentur, Gas- und Stromnetzbetreiber zusammen – ganz im Sinne des neuen Marken-Claims „Amprion verbindet“.

Damit der Umbau der Industrie gelingt, braucht es eine andere Netzinfrastruktur als heute. „Eine klimaneutrale und weltweit wettbewerbsführende Industrie erfordert die Transformation der Strom- und Gasnetze“, stellt Michael Theben klar, Leiter der Abteilung Klimaschutz im Wirtschafts- und Energieministerium von Nordrhein-Westfalen. Doch in welche Richtung wird sie gehen? Manche Unternehmen –das zeigt die Diskussion zwischen den Teilnehmern – werden künftig stärker auf grünen Strom, andere stärker auf grünen Wasserstoff setzen. Diese unterschiedlichen Bedarfe müssen Netzbetreiber, Bundesnetzagentur und Politik kennen, um die Planungen für Strom- und Gasnetze in den kommenden Jahrzehnten fortzuschreiben – und um bereits heute die nötigen Technologien zu erproben.

Erheblich höherer Strombedarf

Noch suchen viele Unternehmen ihren Weg. Wenige sehen ihn so klar wie der Chemiekonzern BASF und der Stahlhersteller thyssenkrupp Steel Europe. BASF will im Werk Ludwigshafen weniger Treibhausgase erzeugen, indem Strom und Dampf mithilfe erneuerbarer Energien erzeugt werden. „Unser Strombedarf wird sich um den Faktor drei bis vier erhöhen“, erwartet Markus Scheuren, Leiter des Energiemanagements der BASF Ludwigshafen. Dafür müsse das Stromnetz ausgebaut werden. thyssenkrupp Steel will die Stahlproduktion bis 2050 klimaneutral machen, indem Hochöfen nicht mehr mit Einblaskohle, sondern mit Wasserstoff erhitzt werden. „Künftig werden wir erhebliche Mengen an grünem Strom und an Wasserstoff benötigen“, sagt Dr. Christoph Jansen voraus, beim Stahlhersteller verantwortlich für die Wasserstoffstrategie.

Woher aber soll der benötigte Wasserstoff kommen? Während das Stromnetz der Zukunft bereits Gestalt annimmt, gibt es zur künftigen Versorgung mit Wasserstoff noch viele Fragen: Bauen Unternehmen eigene Elektrolyseure, um Wasserstoff vor Ort mit Hilfe von grünem Strom zu erzeugen? Oder beziehen sie den Wasserstoff von außen – über das bestehende Gasnetz oder ein separates Wasserstoffnetz? BASF ist für eine separate Wasserstoff-Infrastruktur, thyssenkrupp Steel favorisiert sie ebenfalls, könnte aber auch damit leben, wenn Wasserstoff dem Erdgas im bestehenden Gasnetz beigemischt würde. Achim Zerres, Abteilungsleiter Energie der Bundesnetzagentur, wünscht sich von den Unternehmen vor allem belastbare Aussagen darüber, wo sie Elektrolyseure errichten wollen: „Der Standort wird großen Einfluss auf den Netzausbaubedarf Strom oder Wasserstoff haben.“

Strom- und Gasnetze auf gemeinsamer Basis planen

Das Bild zeigt einen Mann in einem schwarzen Anzug und einem hellblauen Hemd, der hinter einem weißen Rednerpult mit dem Amprion-Logo steht. Er spricht oder präsentiert etwas, während er die Hände leicht auf das Pult legt. Auf dem Pult steht ein Namensschild, das den Redner als Dr. Hans-Jürgen Brick identifiziert. Im Hintergrund befindet sich eine moderne Bühne mit einem großen, violetten Hintergrund, der von blauen LED-Lichtern unten beleuchtet wird. Auf der rechten Seite ist ein weiteres Rednerpult mit einem Namensschild zu sehen.

„Dekarbonisierung ‚made in Germany‘ muss zu einem Erfolgsmodell werden!“, so Dr. Hans-Jürgen Brick, Vorsitzender der Amprion-Geschäftsführung.

Im Idealfall ermöglichen die Rückmeldungen der Unternehmen den Strom- und Gasnetzbetreibern, der Bundesnetzagentur Ausbaupfade für die jeweiligen Netze vorzuschlagen. Ulrich Ronnacker, Bereichsleiter Recht und Regulierung des Gasnetzbetreibers OGE, ermuntert die Unternehmensvertreter, sich an diesem Prozess zu beteiligen und so Einfluss auf die Planungen der Strom- und Gasnetze zu nehmen. Diese Planungen sollten nicht länger getrennt voneinander erfolgen, ergänzt Dr. Klaus Kleinekorte, technischer Geschäftsführer von Amprion. Das Energiesystem von morgen müsse „all in“ geplant werden – auf Basis eines gemeinsamen und integrierten Szenariorahmens für Strom und Gas sowie unter Berücksichtigung der großen Industriestandorte und der Wasserversorgung.

Die Industrie – das ist eine wesentliche Erkenntnis des Netzforums – steht gemeinsam mit Netzbetreibern, Bundesnetzagentur und Politik am Anfang eines umfassenden Klärungsprozesses. Er beginnt mit der Einsicht, dass Dekarbonisierung vom Bedarf der Unternehmen her gedacht werden muss. Wasserstoff als Energieträger werde dabei eine Schlüsselrolle einnehmen, sagt Amprion-CEO Dr. Hans-Jürgen Brick am Ende der Veranstaltung. „Aber wir müssen heute die Weichen dafür stellen, dass wir in zehn Jahren eine wettbewerbsfähige und klimaneutrale Industrie haben. Dekarbonisierung ‚made in Germany‘ muss zu einem Erfolgsmodell werden!“