Die Offshore-Projekte von Amprion sind darauf gerichtet, Windstrom so effizient wie möglich für Wirtschaft und Gesellschaft nutzbar zu machen. Der Übertragungsnetzbetreiber – seit 2019 im Offshore-Geschäft – setzt auf seeseitige Vernetzung, lastnahe Anschlüsse und die Bündelung von Projekten.
Wo andere Menschen Urlaub machen, schlagen die Mitarbeiter*innen von Amprion ein weiteres Kapitel der Energiewende auf: Auf Norderney fanden in diesem Sommer erneut Bohrungen für die Netzanbindungssysteme DolWin4 und BorWin4 statt. Die Systeme werden künftig den Offshore-Strom, den Windparks in der Nordsee produzieren, an Land bringen – und müssen die Insel dazu unterqueren. Im vergangenen Jahr hat Amprion Kabelschutzrohre von der Inselmitte zum Nordstrand eingebracht. Im Sommer 2023 ging es in Richtung Süden und im kommenden Jahr dann unter dem Deich an der Küste hindurch. Ab 2025 werden die ersten Kabel in die Schutzrohre eingezogen. 2028 sollen DolWin4 und BorWin4 als erste Netzanbindungssysteme von Amprion in Betrieb gehen.
Der Ausbau der Offshore-Windenergie ist entscheidend, damit Deutschland seine Klimaziele erreicht.
Offshore-Geschäft wächst in neue Dimensionen
Die beiden Systeme sind für Amprion erst der Anfang. Weitere zwei sind aktuell in Planung. Der aktuelle Entwurf des Netzentwicklungsplans 2045, der erstmals das Klimaneutralitätsnetz in den Blick nimmt, weist weitere neun Projekte aus. „Der Ausbau der Offshore-Windenergie ist entscheidend, damit Deutschland seine Klimaziele erreicht“, sagt Amprion-CTO Dr. Hendrik Neumann. Amprion hat seinen Offshore-Bereich 2019 gegründet, mittlerweile ist dieser der am schnellsten wachsende Unternehmensteil. Die Zahl der Beschäftigten soll in den nächsten Jahren auf etwa 400 bis 500 Mitarbeitende anwachsen.
Wir können es uns nicht leisten, dass Offshore-Anlagen wegen der Netzengpässe an Land abgeregelt werden müssen.
Windstrom so effizient wie möglich nutzbar machen
Als neuer Player in der Branche bringt Amprion innovative Ideen ein. „Wir müssen die Konzepte für Offshore-Anschlüsse neu denken“, sagt Peter Barth, Geschäftsführer der Amprion Offshore GmbH. Es gehe nicht nur darum, den Windstrom möglichst schnell anzulanden. Das Ziel müsse vielmehr sein, ihn durch leistungsfähige Anschlüsse an Land tatsächlich für Industrie und Verbraucher*innen zur Verfügung zu stellen. „Wir können es uns nicht leisten, dass Offshore-Anlagen wegen der Netzengpässe an Land abgeregelt werden müssen.“ Der Ansatz von Amprion zielt deshalb darauf, Windstrom so effizient wie möglich für Wirtschaft und Gesellschaft nutzbar zu machen – in Deutschland und über die Grenzen hinaus. „Das muss der Anspruch sein für Offshore-Anschlüsse der nächsten Generation,“ so Peter Barth.
Von der Strategie, Offshore-Anschlüsse effizienter und leistungsfähiger zu machen, profitiert auch die Wirtschaft im Westen und Süden Deutschlands.
Drei Säulen: Offshore-Ausbau bei Amprion
Bei Offshore-Projekten setzt der Übertragungsnetzbetreiber auf drei Säulen: Amprion vernetzt Konverterplattformen auf hoher See untereinander, führt die Netzanbindungssysteme an Land bis in die Nähe der Verbrauchszentren und bündelt On- und Offshore-Vorhaben in gemeinsamen Trassen, wo immer das möglich ist. „Von der Strategie, Offshore-Anschlüsse effizienter und leistungsfähiger zu machen, profitiert auch die Wirtschaft im Westen und Süden Deutschlands. Unser Ziel ist es, die Windenergie zügig in die Lastzentren an Rhein und Ruhr zu bringen und die Industrie so bei ihren Dekarbonisierungszielen zu unterstützen“, sagt Dr. Carsten Lehmköster, zusammen mit Barth Geschäftsführer der Amprion Offshore GmbH und bei der Amprion GmbH verantwortlich für den Bereich Netzwirtschaft. „So trägt Amprion zu einer verlässlichen und kostengünstigen Stromversorgung bei.“
Die Säulen im Einzelnen:
- Die Vernetzung der Konverterplattformen auf hoher See sorgt dafür, dass der Windstrom mehr als einen Weg hat, um an Land zu kommen. Damit lassen sich drohende Engpässe im Onshore-Übertragungsnetz umgehen und am Ende findet insgesamt mehr Offshore-Windenergie den Weg an Land. Das macht das Energiesystem insgesamt robuster. Zudem lassen sich die Zeiten reduzieren, in denen der Windstrom nicht in das Stromnetz integriert werden kann. Das spart Kosten im Engpassmanagement. Darüber hinaus stärkt eine Vernetzung über Landesgrenzen hinweg den internationalen Stromhandel und damit die europäische Integration der Strommärkte. Das begünstigt niedrigere Strompreise. „Aktuell ist Amprion an drei von vier geplanten Vernetzungsprojekten in der deutschen Nordsee beteiligt, eines davon ist international ausgerichtet“, sagt Carsten Lehmköster.
- Anstatt die Offshore-Windenergie küstennah einzuspeisen, wo das Stromnetz bereits jetzt stark ausgelastet ist, zieht Amprion die Offshore-Netzanbindungssysteme weit ins Landesinnere – dorthin, wo viel Energie benötigt wird. Durch diese lastnahen Offshore-Anschlüsse gelangt der Windstrom auf direktem Wege in die Verbrauchszentren im südlichen Niedersachsen, in Nordrhein-Westfalen und im Rhein-Main-Gebiet. Dazu nutzt Amprion die Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung. Sie ermöglicht es, große Strommengen über weite Strecke zu transportieren. In den Zielregionen können Großverbraucher etwa aus der chemischen Industrie oder der Stahlindustrie den grünen Strom nutzen, um ihre Prozesse zu dekarbonisieren und die Produktionen am Standort zu erhalten.
- Die Bündelung von On- und Offshore-Projekten in gemeinsamen Trassen spart Zeit und Kosten bei Planung, Genehmigung und Bau. Zudem benötigt Amprion weniger Fläche als für getrennte Stromverbindungen. „So können wir den Eingriff in die Umwelt minimieren, die dringend gebrauchten Anschlüsse zügiger umsetzen – und den Windstrom schneller nutzbar machen“, sagt Peter Barth.
Beim Wandel hin zu einem klimafreundlichen Energiesystem ist Geschwindigkeit gefragt. „Amprion macht Tempo“, sagt Dr. Hendrik Neumann. Der Ansatz von Amprion bei der Umsetzung von Offshore-Projekten trage dazu bei.