Wird eine Stromverbindung als Erdkabel gebaut, wirft das in landwirtschaftlichen Betrieben viele Fragen auf. Antworten und praktische Einblicke gibt Amprion in einem Dialogformat speziell für Landwirtinnen und Landwirte.


Das Bild zeigt einen Mann mit kurzen Haaren und Bart, der während einer Präsentation spricht. Er trägt ein schwarzes Langarmhemd und eine Uhr am linken Handgelenk. Seine Gestik ist offen und engagiert, während er einen Stift in der rechten Hand hält. Hinter ihm ist eine Wand aus Holzpaneelen sichtbar. Auf der rechten Bildhälfte sieht man einen großen Bildschirm oder eine Projektionsfläche, die eine schematische Darstellung mit Kreisen und Linien zeigt, darunter auch teilweise lesbaren Text. Im Vordergrund ist unscharf eine weitere Person zu erkennen, die den Vortrag offenbar verfolgt.

Jonas Knoop, Projektsprecher für A-Nord

Die  Gleichstromverbindung A-Nord soll ab 2025 die vor der Küste Niedersachsens erzeugte Windenergie zu den Verbrauchszentren in den Westen Deutschlands transportieren – und zwar als Erdkabel. Die Planungen schreiten zügig voran. Von Anfang an ein wichtiges Element im Planungsprozess: Der Austausch mit den Landwirtinnen und Landwirten in der Planungsregion. Denn die Erdkabel werden weitgehend über landwirtschaftlich genutzte Flächen verlaufen. Der genaue Trassenverlauf steht noch nicht fest. 2020 wird die Bundesnetzagentur zunächst den 1.000 Meter breiten Korridor festlegen, in dem das Kabel verlaufen wird. „Um die bestmögliche Trassen-Option zu finden, haben wir sehr frühzeitig den Dialog mit den landwirtschaftlichen Betrieben und Verbänden in der Region gesucht“, erklärt Jonas Knoop, Projektsprecher für das Vorhaben A-Nord. „Es ist uns sehr wichtig, die Landwirte umfassend über die Pläne zu informieren und ihr wertvolles Feedback mit in den Planungsprozess einfließen zu lassen.“

Woche der Landwirtschaft

Die Landwirte interessieren sich insbesondere für die Bauausführung und wie die Flächen anschließend rekultiviert werden. Ein weiterer Fokus liegt auf Fragen nach Entschädigungen, beispielsweise für Ernteausfälle auf Feldern, die während der Bauarbeiten nicht bewirtschaftet werden können. Um genau diese Themen zu adressieren, hat Amprion das Format der Woche der Landwirtschaft entwickelt. „Dazu laden wir die Landwirtinnen und Landwirte regelmäßig ins Münsterland ein, denn in Raesfeld und Borken können sie sich mit eigenen Augen ein Bild von unseren dortigen Pilot-Erdkabelstrecken und den rekultivierten Flächen machen“, berichtet Jonas Knoop.

Austausch in kleinen Gruppen an den Themeninseln

Austausch in kleinen Gruppen an den Themeninseln

Informieren, Austauschen und Besichtigen

Die Veranstaltung gliedert sich für die Teilnehmer in zwei Teile: Nach der von Amprion organisierten Busanreise nach Heiden und einem kleinen Begrüßungsfrühstück startet das Programm mit einer kurzen Einführung in das Projekt A-Nord und das Thema Erdkabel. Anschließend folgt ein Themenrundgang. Hierbei haben die Landwirte die Möglichkeit, von Themeninsel zu Themeninsel zu gehen und sich mit den jeweiligen Experten in insgesamt fünf kleinen Runden auszutauschen. Fachleute von Amprion und externen Fachbüros beantworten individuelle Fragen zu Leitungsrechten und Entschädigung, den Kabeln und der Bautechnik, der bodenkundlichen Baubegleitung, den Erfahrungen mit der Rekultivierung und ganz allgemein zum Planungsstand des Projektes A-Nord.

Das Bild zeigt eine ländliche Landschaft mit rekultivierten Flächen, die in verschiedene Bereiche unterteilt sind. Im Vordergrund sind unterschiedlich bewachsene Felder zu sehen: einige Flächen mit dichtem, grünem Gras und andere mit jungen, gleichmäßig angepflanzten Pflanzen oder unbedecktem Boden. Auf der rechten Seite wächst höheres Getreide oder Gras in geordneten Reihen. Die Landschaft erstreckt sich weit bis zum Horizont, wo Häuser, Bäume und kleine Waldstücke zu sehen sind. Der Himmel ist teilweise bewölkt, wodurch die Szene ruhig und harmonisch wirkt.

Rekultivierte und wieder landwirtschaftlich genutzte Erdkabelflächen bei Raesfeld

Nach einem gemeinsamen Mittagsimbiss startet die Gruppe in den zweiten Teil des Tages. Mit einem Reisebus geht es nach Borken und Raesfeld, wo Amprion bereits zwei Erdkabelstrecken über jeweils mehr als drei Kilometer umgesetzt hat. Der Netzbetreiber hat dort auf eine sehr bodenschonende Bauweise wert gelegt. So hatten die ausführenden Baufirmen die verschiedenen Erdschichten getrennt voneinander gelagert und anschließend wieder so eingebracht, dass die Bodenverhältnisse weitestgehend wiederhergestellt waren. Abhängig von den Witterungs- und Bodenverhältnissen waren anschließend ein bis drei Jahre Rekultivierung notwendig. Ein Großteil der Flächen ist in diesem Sommer wieder in die landwirtschaftliche Nutzung übergegangen. Die ersten Erkenntnisse: Die Kulturen, wie Weizen, Gerste oder Mais, wuchsen ohne Probleme. Davon haben sich die Gäste bei der Besichtigung der Flächen in Begleitung eines Bodenkunde-Experten selbst ein Bild machen können. Zum Abschluss des Tages ging es für die Landwirte noch in die Erdkabel-Ausstellung, die Amprion 2014 im Naturparkhaus in Raesfeld ins Leben gerufen hat und dort noch bis zum Sommer 2020 besucht werden kann.

Etabliertes Dialogformat

Der Ablauf und das inhaltliche Angebot der Woche der Landwirtschaft haben sich bewährt. Zur Auftaktveranstaltung im November 2018 kamen Landwirte vom Niederrhein ins Münsterland. Bei der zweiten Woche der Landwirtschaft im Mai 2019 waren Teilnehmer aus der Region des Westfälischen Landwirtschaftsverbands eingeladen. Anfang November 2019 fand bereits die dritte Woche der Landwirtschaft statt, mit zwei Besuchergruppen aus dem Emsland und der Grafschaft Bentheim. Bei den drei Auflagen der Veranstaltung waren pro Woche zwei oder drei Gruppen mit insgesamt bis zu 60 Landwirten zu Gast. „Wir hatten mit allen Teilnehmern einen sehr konstruktiven Austausch in angenehmer Atmosphäre. Die Gespräche laufen immer sehr sachlich und auf Augenhöhe. Das Format wird gut angenommen und wir nehmen viele positive Rückmeldungen mit, sodass wir bis zum Baustart von A-Nord auf jeden Fall noch öfters Gruppen ins Münsterland einladen werden“, zieht Knoop eine Zwischenbilanz. „Ein Erdkabelprojekt erfordert viel Planung und Aufklärung. Am Ende geht es nur gemeinsam, das ist die Botschaft, die viele Teilnehmer von der Woche der Landwirtschaft mitnehmen.“


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