Amprion plant Konverterstation für Offshore-Windenergie im Industriepark Lingen-Süd
Die Suche nach einem Konverterstandort für die Offshore-Netzanbindungssysteme DolWin4 und BorWin4 ist abgeschlossen. Die Amprion Offshore GmbH, eine hundertprozentige Tochter des Dortmunder Übertragungsnetzbetreibers Amprion, plant, die Konverterstation im Industriepark Lingen-Süd zu errichten. Mit einer Genehmigung rechnet Amprion Ende 2024.
Amprion plant die Offshore-Netzanbindungssysteme DolWin4 und BorWin4 aufgrund ihrer großen Länge in Gleichstromtechnik. Diese ermöglicht es, große Energiemengen über weite Strecken verlustarm zu transportieren. Da das Übertragungsnetz in Deutschland überwiegend Wechselstromtechnik verwendet, wird in der Nähe des sogenannten Netzverknüpfungspunktes eine Konverterstation mit zwei Konverteranlagen benötigt. Sie wandeln den ankommenden Gleichstrom in Wechselstrom um, damit er ins Übertragungsnetz eingespeist werden kann. Im vergangenen Sommer hatte das Unternehmen der Öffentlichkeit mehrere Flächen in Lingen und Wietmarschen vorgestellt, die als Standorte für die Konverterstation in Frage kommen. Grundlage dafür bildete ein umfangreiches Standortgutachten. Nun hat Amprion eine Fläche im Industriepark Lingen-Süd als Vorzugsstandort festgelegt.
Dieser befindet sich nordöstlich der Amprion-Umspannanlage Hanekenfähr und nördlich des Kernkraftwerks Emsland, das Ende 2022 vom Netz gehen wird. Über DolWin4 und BorWin4 wird die dadurch entfallende Erzeugungskapazität durch 1,8 GW Offshore-Windenergie ersetzt. Insgesamt benötigt Amprion eine Fläche von rund zwölf Hektar für die Station, hinzu kommen temporäre Baubedarfsflächen. „Im vergangenen Jahr sind wir mit mehreren möglichen Flächen in die öffentliche Diskussion gegangen. Nun haben wir am Energiestandort Lingen in sehr konstruktiver Abstimmung mit der Stadt einen guten Standort für unsere Konverterstation gefunden. Besonders die industrielle Vorprägung im Industriepark sowie die unmittelbare Nähe zur Umspannanlage sprechen für den Standort“, so Eric Zieschang, Gesamtprojektleiter bei Amprion.
Die Stadt Lingen will im Planungs- und Bauausschuss am 12. Mai einen Aufstellungsbeschluss fassen. Damit schafft sie die planungsrechtlichen Voraussetzungen, um das Projekt zu realisieren. Teil dieses Prozesses ist auch eine umfangreiche Öffentlichkeitsbeteiligung. Im nächsten Schritt wird Amprion die Station projektieren und nach Bundesimmissionsschutzgesetz genehmigen lassen. Das Verfahren soll voraussichtlich Ende 2023 beginnen und dauert etwa ein Jahr. Erst danach beginnen die Baumaßnahmen.
Amprion bietet am Dienstag, den 4. Mai 2021, um 18 Uhr eine Online-Bürgerinformationsveranstaltung an, um über die Planungen zu informieren. Aus technischen Gründen ist eine Anmeldung unter folgendem Link erforderlich: https://www.offshore.amprion.net/buergerdialog/konverter
Die Offshore-Netzanbindungssysteme DolWin4 und BorWin4
Die weitestgehend parallel verlaufenden Offshore-Netzanbindungssysteme DolWin4 und BorWin4 gehören zu den wichtigen Energiewende-Projekten in Deutschland. Sie sollen 2028 und 2029 in Betrieb gehen. Von den Nordsee-Windparks aus verlaufen die Kabel zunächst 60 bzw. 125 Kilometer auf See. Sie unterqueren die Insel Norderney und erreichen im Bereich Hilgenriedersiel die Küste. Zwischen Emden und Wietmarschen wird Amprion DolWin4 und BorWin4 mit der Gleichstromverbindung A-Nord bündeln, einem weiteren Erdkabelprojekt des Übertragungsnetzbetreibers. Ziel ist es, durch eine gemeinsame Bauausführung die Eingriffe in Boden und Landschaft, die Betroffenheit der Anwohner sowie die Kosten zu minimieren.
Im Raum Wietmarschen trennen sich die Wege der drei Projekte wieder. Von dort verlaufen die Offshore-Kabel im sogenannten Landabschnitt Süd noch rund zehn Kilometer in Richtung der Umspannanlage Hanekenfähr in Lingen, wo Amprion sie an sein Übertragungsnetz anschließen wird. Für diesen Abschnitt läuft derzeit die Vorbereitung des Planfeststellungsverfahrens.