Auf acht Quadratmetern lernen Amprion-Auszubildende am Standort Lotte die grundlegenden Aufgaben in einer Umspannanlage: an einem Nachbau in der Werkstatt.
Die Idee kam Norbert Krebeck, Leiter Primärtechnikbereich Lotte-Wersen aus dem Betriebsbereich Nord, 2018 nach dem Umzug von der Umspannanlage Lüstringen an den neuen Standort in einem Gewerbegebiet in Lotte. „Um unsere Auszubildenden auch unabhängig von einer aktiven Umspannanlage mit den üblichen Arbeiten vertraut machen zu können, haben wir überlegt, die Technik bei uns in der Werkstatt nachzubauen“, erzählt er. Gesagt, getan. Über die Jahre sind so durch die Auszubildenden drei Gestelle zu den Schwerpunkten Schaltgeräte, Transformatoren und Anlagentechnik entstanden. Viele ausgemusterte Original-Bauteile kamen dabei zum Einsatz. Heute sind alle wichtigen Komponenten einer Umspannanlage vor Ort vorhanden.
Aktuell führen fünf Auszubildende des Primärtechnikbereichs Lotte-Wersen regelmäßig Arbeiten in der Werkstatt durch. Alle erlernen den Beruf der Elektronikerin beziehungsweise des Elektronikers für Betriebstechnik und sind überwiegend in den Umspannanlagen in der Region eingesetzt. Damit die Azubis das Erlernte weiter vertiefen, hat das Team des Primärtechnikbereichs Lotte-Wersen eine Mappe mit jeweils zehn praktischen Übungsaufgaben für jedes Gestell entwickelt, die sie während ihrer Ausbildungszeit alle selbstständig durchführen müssen. Im Anschluss besprechen erfahrene Kolleginnen und Kollegen mit ihnen die Ergebnisse.
Praxisnahe Übungen
An den drei Gestellen in der Werkstatt können die Azubis verschiedene Arbeiten – anders als in einer echten Umspannanlage – gefahrlos und ohne Zeitdruck durchführen. „Sie lernen die grundlegenden Aufgaben kennen und setzen sie eigenständig um“, sagt Norbert Krebeck (Zweiter von links). Auf dem Programm stehen unter anderem auch Wartungs- und Reparaturarbeiten. So können beispielsweise Fehler, die in der Praxis aufgefallen sind, am Gestell simuliert und noch einmal nachvollzogen werden.
An einem der Gestelle können die Azubis unter anderem die Arbeit an Sicherungslasttrennern üben. Auch das Freischalten mit den dazugehörigen fünf Sicherheitsregeln, das in der Praxis ein ganz wichtiger Bestandteil des Arbeitsalltags ist, können die Azubis selbst ausprobieren – ohne dass dazu eine Freischaltgenehmigung eingeholt werden muss. Damit alles möglichst praxisnah geübt werden kann, sind an diesem Gestell unter anderem zwei Sammelschienen und ein Leitungsfeld nachgebaut. Eine von den Auszubildenden selbst programmierte Logosteuerung ist dafür zuständig, dass Verriegelungen und das Sperren eingehalten werden – genau wie bei einer echten Schalthandlung in der Umspannanlage.
„Während die in den Amprion-Stationen aufgestellten Trafos oft mehr als 300 Tonnen wiegen, ist in der Werkstatt vieles auf kleinstem Raum nachgebildet", erklärt Andre Gravelmann, Leiter des Betriebsbereichs Nord. An dem Trafogestell sind der gesamte Ölkreislauf eines Transformators mit allen Überwachungseinrichtungen und ein Lastumschalterantrieb aufgebaut.
Auf das Thema Arbeitssicherheit legt das Team in Lotte besonders großen Wert. Auch wenn die Arbeit in einer Umspannanlage hier nur nachgebildet wird: Die Azubis müssen alle üblichen Sicherheitsstandards beachten – schließlich muss bei der Arbeit an echten Geräten später jeder Handgriff sitzen. Deshalb schlagen sich die Auszubildenden auch am Übungsgerät mit ihrer persönlichen Schutzausrüstung gegen Absturz am Horizontal-Absturzsicherungssystem an.
„Mir gefällt, dass wir an den Gestellen unter Aufsicht vieles ausprobieren können. Das wäre so in den Anlagen nicht möglich. An dem Gestell aus dem Schalterbereich kann man zum Beispiel die Betriebsmittel manuell ansteuern und findet so selbst heraus, welche von ihnen wann und unter welchen Bedingungen geschaltet werden können“ sagt Janne, Auszubildende im dritten Lehrjahr.